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Größere Bedeutung wird dem
Zusammenstoß am Berge Longido
beigelegt, wo am 3. (oder 4.) November ein zweiter, anscheinend eben-
falls heftiger Kampf zwischen einer deutschen und einer indischen Trup-
Rnabteilung Nattiand. (Ueber das erste Gefecht am Longido s. o. Tel.
r. 8 und 9.
Der englische Bericht Vom 26. November sagt hierüber folgendes:
Nach verschiedenen Gefechten geringeren Umfangs in Ostafrika, die
keine Aenderung von Bedeutung brachten, und in denen es den Deutschen
nicht gelang, auf englischem Gebiet Fuß zu fassen, besetzten wir den
„bedeutenden“ Platz Longido auf deutschem Gebiet. Der Angriff fand
am 3. November statt und dauerte den ganzen Tag. Die indischen
Truppen nahmen drei Stellungen, mußten diese aber am Abend wegen
Wassermangels wieder aufgegeben und zogen sich auf ihre Operationsbasis
zurück. Einige Tage später räumten die Deutschen Longido, das dann
von indischen Truppen besetzt wurde.
Der Bericht gibt die Verluste auf englischer Seite mit 21, auf
deutscher mit 38 Europäern und 84 farbigen Mannschaften an.
Einen weiteren Bericht über dieses Gefecht brachten die „Times“
vom 27. November. Danach begann der Kampf am 4. November bei
Tagesanbruch und dauerte bis abends 7½ Uhr. Die deutschen Stellun-
gen seien sehr hartnäckig gehalten, aber von den englisch-indischen Trup-
pen mit größter Bravour genommen worden. Auch der deutsche Gegen-
angriff sei zurückgeschlagen worden. Die Engländer hätten an Euro-
päern 10 Tote, 9 Verwundete und 1 Vermißten zu verzeichnen gehabt;
über ihre Verluste an Farbigen wird hier nichts berichtet.
Man darf von vornherein annehmen, daß sich das Gefecht wohl
kaum so abgespielt hat, wie es in den englischen Berichten dargestellt
wird. Anscheinend ist es den indischen Truppen nicht gelungen, die
Stellung der deutschen Abteilung zu nehmen. Sie besetzten sie erst, nach-
dem letztere den Platz aus irgendeinem Grunde einige Tage später ge-
räumt hatte. Wahrscheinlich dann, als die Engländer stärkere Kräfte
herangezogen hatten.
Nach Meldungen des englischen Pressebüros soll am 20. November
eine starke deutsche Abteilung westlich des Viktsria-Sees in Uganda ein-
gefallen, aber unter Verlust von 60 Mann zurückgeschlagen worden sein,
während die Engländer ihre eigenen Verluste auf nur 6 Verwundete
angeben. Gleichzeitig wird berichtet, daß auf dem Viktoria-See ein
englischer Dampfer durch die Deutschen zum Sinken gebracht worden sei.
Nach französischen Quellen wurde ein Einfallsversuch belgischer
Truppen unter Oberst Henry von dem deutschen Grenzposten bei Kissenji,
nördlich des Kiwu-Sees, blutig zurückgewiesen. Doch sei es den Bel-
giern gelungen, auf Umwegen das deutsche Gebiet zu erreichen. Am
29. Oktober sei eine starke belgische Kolonne auf deutsche Streitkräfte
gestoßen, die sich aber vor der Uebermacht zurückgezogen hätten.