— 605 —
es von Interesse, daß der frühere portugiesische Gesandte Marquis Sove-
ral bei dem König in Sandringham weilt.
San Giuliano f.
Eine Meldung, der man seit Tagen gewärtig sein mußte, meldet
aus Rom:
Rom, 16. Oktober. Der Minister des Aeußern Marchese di San
Giuliano ist heute nachmittag gegen 2½ Uhr gestorben.
(Tägliche Rundschau, 17. Oktober.)
Keinen faulen Frieden!
W.T. B. Köln, 16. Oktober. Die „Kölnische Zeitung“ bringt ein
Telegramm aus Berlin, in welchem gegenüber einem Artikel des
„Temps“ vom 29. September, der behauptet, die deutsche Regierung habe
Wilson den Gedanken einer Vermittlung eingegeben, festgestellt wird,
daß die erwähnte Anregung Wilsons ihm in keiner Weise von deutscher
Seite nahegelegt worden sei. Die deutsche Regierung, überzeugt von den
guten Absichten des Präsidenten, habe ihm ihren Dank für seine Be-
mühungen ausgesprochen, aber darauf hingewiesen, daß England sich
wiederholt dahin ausgesprochen habe, es werde den Krieg bis zum
äußersten führen. Sie wolle im übrigen keinen Zweifel daran aufkommen
lassen, daß das deutsche Volk, das solche Opfer gebracht hatte, nur einen
Frieden annehmen kann, der ihm Bürgschaften für seine Sicherheit in
der Zukunft bringt und es vor neuen Ueberfällen schützt. Die vom
„Temps“ angeführten deutschen Bedingungen sind eine dem Bedürfnisse
der Selbsttäuschung entsprungene Erfindung.
Die Deutschen vor Dünkirchen.
Haag, 16. Oktober. Der „Rotterdamsche Courant“ berichtet über
den deutschen Angriff auf die französischen Marinetruppen und Kavalle-
rie beschützte belgische Armee, die aus Ostende auf Dünkirchen in völliger
Verwirrung zurückgeht. Der heftigste Kampf findet zwischen Dixmuiden
und Roulers statt. Der Berichterstatter spricht die Ansicht aus, daß die
Deutschen sehr bald vor Dünkirchen stehen werden, wenn, wie wahr-
scheinlich, der Angriff der Deutschen erfolgreich sein wird. Die belgische
Bevölkerung flüchtet in der Richtung Dünkirchen—Boulogne und ver-
mehrt die Unordnung auf den öffentlichen Wegen. „Da die Verbindung
Brügge—Ostende—Nieuport in deutschen Händen ist“, so schließt der
Bericht, „so sind in der Umgebung Dünkirchens und Boulognes bald sehr
wichtige Kämpfe zu erwarten.“
Jusammenstoß zwischen Maritz-Leuten und Regierungstruppen.
Haag, 16. Oktober. Ein erster Zusammenstoß zwischen den Leuten,
die unter dem Befehl des Generals Maritz stehen, und den Regierungs-
truppen hat bei Ratedraai stattgefunden. Die ersteren verloren 70 Ge-
fangene. Der Aufstand scheint einen größeren Umfang zu haben als die
englische Presse zugibt. Die Regierung sah sich genötigt, zahlreiche Ver-
haftungen vorzunehmen, darunter solcher Buren, die augenblicklich zwischen
den Deutschen und Maritz vermitteln. (Voss. Ztg., 17. Okt.)