Wir unsererseits haben selbsi dann noch Langmut und Geduld geübt bis zur dußersten Grenze.
Wir haben Rußtand, selbst als das Schlscksal des Krieges durch selne Schuld berelts unobwendbar
schien, noch einmal eine Frist gegeben, sich zu besinnen und im letzten Augenblick den Weltfrieden
noch zu retten. Wir haben auch Kußlands Verbündeten und Freunden durch diesen Aufschub
im letzten Augenblick noch einmal die weltgeschschtliche Mögllchkelt gegeben, auf Kußland zugunsten
des Friedens einzuwlrken. Es war umsonft.
Was übrigens den angeblich defensiven Charakter der russischen Gesamtmobllmachung
betrifft, so will sch hier ausdrücklich fesistellen, daß bei Ausbruch des Krieges 1914 noch elne
im Jahre 1012 erlassene allgemeine Anweisung der russischen Keglerung für den Mobilmachungs,
fall in Kraft war, die wörilich folgende Sielle enthält: „Allerhöchst ist besohlen, daß dle Verkündung
der Mobilisation zugleich die Berkündung des Krieges gegen Deutschland Ist.“ Gegen Deutschland,
meine Herren! 1912 gegen Deutschland!
Es ist unerfindlich, wie angesichts dieses aktenmäßlgen Tatbeskandes Lord Grey der Welkt
und seinem eigenen Lande mit der Geschichte von dem Manöver kommen kann, mllt dem
wlr dem friedferilgen Kussen dle Mobllmachung gegen seinen Willen durch plumpe Täuschung über
unsere eigenen Maßnahmen entlockt hätten!
Die Wahrhelt ifl: Nie und nmmer hätte Kußland den Enischluß zu dem verhängnisvollen
Schritt gefaßt, wenn es nicht von der Themse her durch Handlungen und Interlassungen zu
dlesem Schritt ermutigt worden wäre.
Bekannt ist die Instruktion, die ich am 30. Juli an unseren Botschafter nach Wlen gegeben
habe. In dieser Instruktion habe sch der österreichisch-ungarischen Regierung eine unmisttelbare
Verständigung mit Rußland dringend nahegelegt und ausdrücklich ausgesprochen, daß Oeuischland
nicht wünsche, durch Nichibeachtung unserer Ratschläge in einen Weltbrand hinelngezogen zu
werden. TLord Grey weiß auch genau, daß sch einen von ihm unserem Botschafker am 29. Juli
gemachten Zermittelungsvorschlag, der mir als eine geesgnete Grundlage für dle Erhaltung des
Friedens schien, mit der enischiedensten Zefürwortung nach Wien weltergegeben habe.
Jch habe damals nach TLien telegraphiert:
„Falls die öfsterreichisch-ungarische Regierung sede Bermittlung ablehnt, siehen wi#r vor einer
Konflagration, bei der England gegen uns, Italsen und Kumänien allen Anzeichen nach nicht
mit uns gehen würden, sodaß wir milt Oesterreich-AUngarn drei Großmächten gegenäberstünden.
Oeutschland würde infolge der Gegnerschaft Englands das Hauptgewlcht des Kampfes zufallen.
Das politische Prestige Oesterreich-Ungarns, die Waffenchre selner Armee sowie seine berechtigten
Ansprüche gegen Serblsen könnten durch die Besehung Belgrads oder anderer Dlätze hlnreschend
gewahrt werden. Wir müssen daher dem Wiener Kablnett dringend und nachdrücklich zur
Erwägung geben, die Vermittlung zu den angebotenen Bedingungen anzunehmen. Die
Verantwortung für die sonft eintrekenden Folgen wäre für Oesterreich-Angarn und uns elne
ungemein schwere."
Ole österrelchisch-ungarische Regierung entsprach unseren eindringlichen Zorstellungen, indem
sie ihrem Botschafter in Berlin folgende Weisung gab:
„Ich ersuche Eure Exzellenz, dem Staatssekreice v. Jagow für dle uns durch Herrn
v. Tschirschty gemachten Mitteilungen verbindlichst zu danken und ihm zu erklären, daß wir
trotz der Aenderung, die in der Situation selther durch die Mobillsserung Rußlands elngetreten
sei, gern berett seien, dem Vorschlage Sir Edward Greys, zwischen uns und Serblen zu ver-
mitteln, näherzutreten. Die VBoraussetzungen unserer Annahme selen sedoch natürllch, daß
unsere militärische Aktion gegen Serbien elnstwellen ihren Fortgang nehme und daß das englische
Kabinett die russische Keglerung bewege, die gegen uns gerichtete russische Mobilistjerung zum
Stillskand zu bringen, in welchem Falle selbstverständlich auch wir die uns durch dieselbe
aufgezwungenen defensiven militärischen Gegenmaßregeln in Galizsen sosort wieder rückgängig
machen würden.“