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meindesozialismus gewünschten Einrichtungen von politischen,
sozialen, ethischen oder religiösen Gesichtspunkten aus gewür-
digt werden, sondern es soll nur gezeigt werden, worin die er-
wähnten Bestrebungen bestehen und untersucht werden, ob für
ihre Durchführung nach dem jetzigen Rechtsstande in Preussen
der Weg unbeschränkt offen steht oder welche gesetzlichen Vor-
schriften sein Betreten verhindern oder erschweren können.
II.
Have fei. Auch die Gestaltung der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse der menschlichen Gesellschaft ist keine bleibende und
unveränderliche, sondern befindet sich im Flusse der Fortent-
wickelung. Sie wird bestimmt durch die technischen Fort-
schritte in der Güterproduktion und durch die sittlichen
Anschauungen des Volks. Die technischen Fortschritte
beeinflussen vorzugsweise die Form der Gütererzeugung,
deren Herstellung mittels Einzelarbeit, Arbeitsteilung oder Ge-
meinschaftsarbeit, die sittlichen Anschauungen dagegen die Art
der Güterverteilung, die Bemessung des Anteils, der
dem Einzelnen an dem Arbeitsertrage gewährt wird. Sittliche
Anschauungen führen ferner dazu, dass die Arbeit dem Einzelnen
nicht nur das Mittel zur Gewinnung seines eigenen Lebens-
unterhalts und zur Förderung seiner eigenen Lebenszwecke
ist, sondern ihm auch ein Mittel zur Förderung der Lebenszwecke
anderer Menschen wird. Der menschliche Egoismus tritt zu-
rück vor dem Altruismus, der durch die eigene Arbeit auch die
Wohlfahrt der anderen fördern will, und vor dem Triebe zur
Gerechtigkeit, die eine Aneignung des Arbeitsertrags nur soweit
gestattet, als er das Ergebnis der eignen Tätigkeit und nicht der
Arbeit anderer ist. Während aber im Zeitalter der Einzelar-
arbeit das Bestreben, im Interesse anderer Menschen zu arbeiten
und den Arbeitsertrag gerecht zu verteilen, sich hauptsächlich
nur in einzelnen Liebeswerken betätigen konnte, hat die neuere