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Im Gegensatz zu diesen späteren wendet sich, wie bereits
angedeutet, THoMAs HoBBEs mit Nachdruck gegen die An-
schauung, dass der Mensch ein Lebewesen sei, der von Natur
zur Vergesellschaftung geeignet wäre?®. Im Gegenteil, von Na-
tur streben die Menschen danach, einander zu verletzen; denn
wenn zwei dieselbe Sache begehren, die man weder gemeinsam
geniessen noch teilen kann, so folgt daraus, dass sie der Stärkste
erhält; und wer derStärkste ist, das wird durch Kampf entschieden ®,
Im Naturzustand kommtjenes gemeinsame Begehren ganzregelmäs-
sig vor; „denn die Natur gab einem jeden das Recht an allem; d.h.
im reinen Naturzustand, oder bevor sich die Menschen durch irgend
welche Verträge verpflichtet hatten, war einem jeden erlaubt, alles
zu tun, und gegen wen er wollte; und alles, was er wollte und
konnte, zu besitzen, zu gebrauchen, zu geniessen“?”. Freilich
war dieses allgemeine Recht an allem den Menschen recht wenig
dienlich. Es gab kein Eigentum, keine Herrschaftsgewalt, keinen
Unterschied von Mein und Dein; es gehörte einem alles nur so-
lange, als man es behaupten konnte?®,. Wenn man also auch
zu sagen vermochte: das alles ist mein, so hatte der Nachbar
dasselbe Recht, so dass demnach der eine auf Grund Rechtens
angrifi, der andere aus demselben Grunde Widerstand leistete?®,
So „lässt sich nicht leugnen, dass der natürliche Zustand der
Menschen, bevor man sich zur Gesellschaft zusammentat, der
Krieg war; und nicht allein das, sondern der Krieg aller gegen
alle“ 30,
25 De cive, op. lat. vol. II, S. 158 f.: Eorum, qui de rebus publicis ali-
quid conscripserunt, maxima pars vel supponunt, vel petunt, vel postulant,
hominem esse animal aptum natum ad societatem; Graeci dicunt C$ov roit-
tmöv. Quod axioma, quamquam a plurimis receptum, falsum tamen, error-
que a nimis levi naturae humanae contemplatione profectus est.
2° De cive S. 168,
®’ De cive 8. 164 f.
?8® Leviathan, engl. works vol. III, S. 115.
2® De cive S, 165 £.
® De cive S. 166: Negari non potest, quin status hominum naturalis,