— 48 —
Dass ein solcher ewiger Kriegszustand recht wenig zur Er-
haltung sowohl des Menschengeschlechts wie eines jeden einzelnen
Menschen beiträgt, leuchtet ohne weiteres ein. Darum strebte
man nach dem Frieden; man wollte in gegenseitiger Furcht
aus jenem Zustand heraus; und wenn künftig noch Krieg ge-
führt wurde, so geschah es doch nicht mehr gegen alle und nicht
ohne Beihilfe von anderen, eben denen, mit denen man in einer
Gemeinschaft lebte?!. Denn trotz jenes allgemeinen Rechtes ist
die Lage der einzelnen im Naturzustand eine sehr schlechte und
veranlasst sie aus den verschiedensten Gründen? in den Zu-
stand des Friedens einzutreten. Man legt gerne sein Recht an
allen Dingen nieder und begnügt sich mit soviel Freiheit gegen
andere Menschen, als man den andern Menschen gegen sich er-
laubt ®,
SPINOZA schliesst sich dem ganz an°*. Solange einem Men-
schen, führt er aus, alles nach seinem Belieben gestattet ist, lebt
er auch in ständiger Angst vor den andern; und es gibt keinen,
der nicht in Sicherheit, der nicht ohne Furcht sein Leben zu
führen wünscht; daher vereinten sie sich, „dass sie das Recht,
das ein jeder von Natur an allem hat, gemeinsam hätten und
man fürderhin nicht durch die Gewalt und das Begehren eines
jeden, sondern durch die gemeinsame Gewalt und den allge-
meinen Willen bestimmt würde“ 3.
antequam in societatem coiretur, bellum fuerit; neque hoc simpliciter, sed
bellum omnium in omnes. Leviathan S. 112 f.: Hereby it is manifest, that
during the time men live without a common power to keep them all in
awe, they are in that condition which is called war; and such a war, as
is of every man, against every man.
#1 De civg S. 166 f.
8? Vgl. Leviathan S. 116.
38 Leviathan S. 118: he shall think it necessary, to lay down this
right to all things; and be contended with so much liberty against other
men, as he would allow other men against himself.
% Vgl. das sechzehnte Kapitel des Tract. theol.-polit., opera 8. 552 ff.
85 S. 554: Quod si etiam consideremus homines absque mutuo auxilio
miserrime et absque Rationis cultu necessario vivere, clarissime videbitur,