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Ebenso übernimmt BeEccArıA die Theorie des HoBBESs °®% ;
vor allem aber verwertet KAnT dieselbe und vertieft sie noch,
indem er eine vermittelnde Stellung zwischen ARISTOTELES und
HoBBES einnimmt”.
KAnT vertritt die Meinung, dass jedes Geschöpf dazu be-
stimmt sei, seine Naturanlagen einmal vollständig und zweck-
mässig zu entwickeln; das sei das Grundprinzip der teleologi-
schen Naturlehre. Der Mensch nun ist das einzige vernünftige
Geschöpf auf Erden; aber in ihm „sollten sich alle diejenigen
Naturanlagen, die auf den Gebrauch seiner Vernunft abgezielt
sind, nur in der Gattung, nicht aber im Individuum vollständig
entwickeln“ 3, Freilich stand dem entgegen, dass der Mensch
ursprünglich so sehr für ungebundene Freiheit eingenommen war.
Trotzdem zwang ihn die Natur, um ihren Zweck zu erreichen,
das grösste Problem für die Menschengattung zu lösen, nämlich
„eine allgemein das Recht verwaltende, bürgerliche Gesellschaft“ 3%
homines ad secure et optime vivendum necessario in unum conspirare de-
buisse ac proinde effecisse, ut ius, quod unusquisque ex Natura ad omnia
habebat, collective haberent, neque amplius ex vi et appetitu uniuscuius-
que, sed ex omnium simul potentia et voluntate determinaretur.
886 5, BuccARIA, Dei delitti 8. 32: Le leggi sono le condizioni, colle
quali uomini indipendenti, ed isolati, si unirono in societä, stanchi di vi-
vere in un continuo stato di guerra, e di godere una libertä resa inutile
dall’ incertezza di conservarla. Essi ne sacrificarono una parte per goderne
il restante con sicurezza e tranquillita. La somma di tutte queste porzioni
di libert& sacrificate al bene di ciascheduno forma la sovranitä di una Na-
zione. S. 34: Nessun uomo ha fatto il dono gratuito di parte della pro-
pria libert& in visto del ben pubblico: questa chimera non esiste che nei
romanzi. Fu dunque la necessitä che costrinse gli uomini a ceder parte
della propria libertä.
® Für das Folgende: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in welt-
bürgerlicher Absicht. Ganz an HoBBEs angelehnt ist: Zum ewigen Frie-
den S. 415: „Der Friedenszustand unter Menschen, die nebeneinander leben,
ist kein Naturzustand (status naturalis), der vielmehr ein Zustand des Krieges
ist, d. i. wenngleich nicht immer ein Ausbruch von Feindseligkeiten, doch
immerwährende Bedrohung mit denselben.“
® Idee S. 144.
8° Ebenda S. 148.