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„in Anklagezustand versetzt sind, oder gegen die ein gericht-
„licher Haftbefehl dort erlassen ist, diesem Staat auszuliefern,
„rorausgesetzt, dass
nach den Gesetzen des
„requirierten Staates die veranlassende straf-
„bare Handlung gleichfalls als Verbrechen
„oder Vergehen anzusehen und die Strafe noch
„nicht verjährt ist.“
In dem Auslieferungsvertrag zwischen Frankreich und
Bayern vom 29. November 1869 vereinbarte man in Art. 2
Abs. 4°:
„In allen Fällen — gleichviel, ob
Verbrechen oder Vergehen — soll die
Auslieferung nur dann gewährt wer-
den, wenn die in Frage stehende
strafbare Handlung auch nach
der Gesetzgebung des um die
Auslieferung angegangenen
Landes als Verbrechen oder Ver-
gehen erscheint, und unter der
ferneren Voraussetzung, dass diese
strafbare Handlung auch nach die-
ser Gesetzgebung wenigstens die-
jenigen Vergehensstrafen nach sich
zieht, welche im vorhergehenden Ab-
satz bestimmt sind.“
„Dans tous les cas, crimes ou de-
lits, l’extradition ne pourra avoir lieu
que lorsquelefaitsimilairesera
qualifi&e comme crime ou delit
d’apres la legislation du pays
a qui la demande est adressee,
et & condition que ce fait soit, d'a-
pres cette m&me le&gislation,
passible au moins de peines correc-
tionelles fixees par l’alinea pre&ece-
dent,
Der Reichsvertrag mit den Niederlanden von 1896 sagt
einleitungsweise zu dem Verbrechenskatalog in Art. 1 Absatz 1:
„l. Die hohen vertragschliessenden
Teile verpflichten sich durch gegen-
wärtigen Vertrag, sich in allen nach
dessen Bestimmungen zulässigen Fällen
die in ihrem Gebiete befindlichen Per-
sonen, die wegen einer der nach-
stehend aufgezählten ausserhalb des
„1. De hooge contracteerende Sta-
ten verbinden zich door dit verdrag
elkander uit te leveren, in alle de in
de bepalingen dezes toegestane ge-
vallen, de op hun gebied zich bevin-
dende personen, die wegens eene der
hieronder genoemde buiten het gebied
»: Regierungsblatt für das Königreich Bayern 1869 S. 2281; Bulletin
des lois 1869, 2, 711; OLSHAUSEN, Auslieferungsverträge 8. 151; CoHN
N. 368,
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