Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 35 (35)

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diese „unbegrenzten Möglichkeiten“ auch in der politischen Orientierung 
in Wirklichkeit dem Setzen zwischen zwei Stühle (das pazifische und das 
atlantische Problem) gleichen, 
Rußland mit der künftigen Aufgabe als „vermittelnder und mildern- 
der Puffer zwischen den beiden Kulturwelten, die es geographisch ver- 
bindet — Europa und Asien, den Weißen und den Gelben“ zu betrauen, 
mutet in diesen Zeiten wie eine Utopie an, und doch darf man über seiner 
europäischen Front, die gegenwärtig im Vordergrunde steht, die asiatische 
nicht vergessen. 
Die sog. „Kleinrussen“ zu den Orthodoxen zu zählen, wie Ky. das als 
herrschende Meinung wiedergibt, wäre zwar sehr im Sinne der allrussischen 
Propaganda, steht aber im Widerspruche zu den Aeußerungen der Ukrainer 
selbst, die sich in vollem Gegensatze zu den griechisch-orientalischen 
Moskowitern zur griechisch-katholischen (uniierten) Kirche bekennen. 
Was endlich die einzige exotische Großmacht Japan anbelangt, so 
sei hier nur das negative Resultat erwähnt, das Ks. in die Worte kleidet: 
„Auch die Chrysanthemen werden nicht in den Himmel wachsen‘. Die 
„wirkliche, gelbe Gefahr droht“ nach seiner Meinung „nicht von Japan, 
sondern von China, das die breite geographische Basis und das echte 
Kaufmannsblut besitzt“ und dem vorläufig nur der „Wille zur Macht“ fehlt. 
Dementsprechend erscheinen in den „Schlußfolgerungen“ als Groß- 
mächte der Zukunft nach Zahl und Art nicht mehr die gleichen wie für 
die Gegenwart. Wiederum ist es eine Pentarchie, wie vor 100 Jahren die 
Welt sie sah und der RAnkesche Aufsatz sie behandelte, aber nicht mehr 
eine europäische, sondern eine planetarische! „Der Großmachtsrang der 
Zukunft fordert die qualitative Bedingung der Autarkie nebst der quanti- 
tativen der großen Maßverhältnisse*, diese Rechtstitel aber weist neben 
den Vereinigten Staaten und Rußland nicht Japan, sondern das uralte Reich 
der Mitte, nicht Oesterreich und Italien, sondern nur noch England und 
Deutschland auf. Jenes aber auch nur in der Form des „British Empire“ 
und dieses „als Oberhaupt eines föderierten Zentraleuropa®! Weltweite 
und zukunftsferne Perspektiven! Die Universalherrschaft, die KJ. von 
keiner einzelnen der von ihm behandelten Mächte drohen sieht, scheint 
er in der Form jener Fünfergruppe zu prophezeien und doch will er das Wort 
Salisburys, daß die großen Staaten immer größer, die kleinen immer kleiner 
werden, nur bis zu einem gewissen Grade der Verwirklichung gelangen 
lassen: Die kleinen Staaten werden „nicht ganz verschwinden“ (zugleich 
eine Aeußerung pro domo des Schweden im Hinblick auf den russischen 
Nachbar, bei der der Wunsch der Vater des Gedankens sein dürfte!), am 
Ende steht ein System koordinierter Staaten, nicht bloß koordinierter 
Weltstaaten! 
Bei der Einteilung der Großmachttypen steht K7. — wie übrigens 
nicht anders zu erwarten — auf den Schultern früherer Beobachter, nicht
	        
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