Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 35 (35)

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Sendungen vorzubereiten, hatte wohl bei keiner Armee für die 
Beschleunigung der Postzuführung und Zustellung praktischen 
Wert. Als die ersten Sendungen, die bei den Postsammelstellen 
bis zur Fertigstellung der Feldpostübersicht zurückgehalten werden 
mußten, von dort ins Feld weitergingen °, waren die Truppen 
größtenteils aus dem Versammlungsgebiet in der Richtung gegen 
den Feind abmarschiert. Dazu kam (was noch heute, wenn auch 
auf dem westlichen Kriegsschauplatze unter wesentlich günstige- 
ren Verhältnissen — dank des Stellungskrieges — gilt), daß auf 
den militärischen Etappenwegen, die allein als Verkehrsmöglich- 
keiten für die Feldposttransporte wie für den sonstigen Nachschub 
zur Armee zur Verfügung standen, die Munitions-, Verpflegungs-, 
Verwundeten- wie alle sonstigen rein militärischen Transporte 
unbedingten Vorrang in der Weiterbeförderung vor jenen Ver- 
sanden haben mußten, die, wie die Feldposttransporte, nicht zu 
den unabweisbaren Bedürfnissen der Truppen gehörten. Die Be- 
förderung der Feldpost mußte (und muß gegebenenfalls auch 
heute noch) hinter den Forderungen der kriegerischen Notwen- 
digkeit zurückstehen °. 
  
  
e3 S. das Folgende. 
6 Die erste Feldpost ging am 14. und 15. August 1914 von den Post- 
sammelstellen ab (erst in diesem Zeitpunkte konnten nach der fertiggestell- 
ten Feldpostübersicht die Sendungen für das Feldheer sortiert werden, inBayern 
war dies aus militärischen Rücksichten erst drei Wochen nach der Mobil- 
machung möglich) und benötigte bis zur Grenze allein 4 Tage, da damals 
nur langsam fahrende Militärzüge verkehrten. Die ersten Feldpostsendun- 
gen kamen dort mithin erst drei Wochen nach der Auflieferung an. 
e5 In der ersten Hälfte des Monats September 1914 kam es vor, daß 
auf einer 40 km langen Eisenbahnstrecke in Belgien gleichzeitig 127 Züge 
gelegen haben, darunter Postzüge mit mehreren tausend Feldpostsäcken, 
ohne daß eine Umleitung möglich war. Solche und ähnliche Fälle, die in- 
folge militärischer Anordnung oft erhebliche Verkehrsstörungen und na- 
mentlich Verspätungen in der Postzuführung verursachten, sind aus den 
gebieterischen Kriegsverhältnissen heraus zu erklären, ohne daß man dabei, 
wie es versucht wurde, von einer unzureichenden Organisation des Feld- 
postdienstes sprechen konnte.
	        
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