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Wales, dem ebenfalls durch Rassen-Nationaälismus zu selbständigem
Staatsgefühl gebrachten, sollte schließlich England selbst nicht
billig sein? Und dann, wenn die große Devolution gekommen
ist, wenn die vier Landtage neben dem Reichstag
stehen, und vielleicht England unter einem gemeinschaftlichen
Landtag noch ein paar Provinzialräte mit selbständiger Regierungs-
gewalt hat, für den industriellen Norden, für den landwirtschaft-
treibenden Süden, für Großlondon, und für die alte Meeresprovinz
Cornwall; dann wird das zweite große Bedenken mächtig
werden; das Zweiparteiensystem und die parla-
mentarische Regierung selbst werden sich
nicht mehr halten können.
Zwei Kabinettsmitglieder wenigstens, und zwei der einfluß-
reichsten, auch auf die Opposition am mächtigsten wirkenden,
Sir EDWARD GREY und WINSTON CHURCHILL haben sich
zur Devolution offen und ohne Rückhalt bekannt. Der
Premier und die Minister, die ihm in der Vertretung der Home
Rule Bill zur Seite gestanden haben, hat, als auf eine ganz neue
Rechtfertigung dieser alten, in ihren früheren Anläufen geschei-
terten Politik, sich auf den Gedanken der Devolution gestützt.
Das Parlament soll sich dem Reich widmen; von der Sache der
einzelnen Länder, von ihren inneren Bedürfnissen eigener Erziehungs-
art, eigener wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ordnung, eigener
Religionsübung soll dieses große Staatsmänner-Parlament entlastet
werden. Schottland fordert Home Rule schon lange, und aus
gleichem Grund wie Irland, nur nach seiner Natur weniger leiden-
schaftlich und vielleicht auch deshalb vorsichtiger, weil auf stille und
unauffällige Art die nüchternen, arbeitsamen, kargen Schotten sich
vielfach die Führung selbst in England errungen haben und nun
nicht das Regieren von London aus für einen Unterstaatssekretär-
posten in Edinburg aufgeben möchten. Dafür ist denn das Ver-
langen der Walliser wieder um so heftiger, gefühlsmächtiger,
durch den Gegensatz zur englischen Staatskirche geschärft und