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der Aktenstücke im Druck erschienen?. Er schlug in seinem ersten
Teil ebenfalls die Einrichtung eines Oberhauses neben einem Un-
terhause vor, gab auch in einem zweiten Teil bestimmte Elemente
an, aus welchen das Oberhaus bestehen solle (Vertreter der 1.
Kammern der Landtage, Standesherren und künftig sich selbst
mediatisierende Landesherren), wurde aber im zweiten Teil zurück-
gezogen.
Es ıst nicht ohne Interesse, sich zu erinnern, wer zu diesen
Anträgen für und gegen das Oberhaus sprach und wie die Stellung-
nahme von den Rednern begründet wurde.
Dabei muß man sich gegenwärtig halten, daß jene Verhand-
lungen von seiten der Mitglieder des Reichstags nur sehr wenig
vorbereitet waren und unter dem Zeichen und Druck der Zeit
standen. Das Zeichen der Zeit war der preußische Waffensieg
und die demokratische Propaganda, welche Bismarck, damals die
Seele der Bundeskommisarien, betrieb, um den Bundesgedanken
in der neuen Form populär zu machen. Der Druck der Zeit ging
aus von der Eile, mit der gehandelt wurde, um das Werk bis zu
dem Termin, den die Augustverträge 1866 gesetzt hatten, dem
18. August 1867, unter Dach und Fach zu bringen. Aus diesen
Umständen erklärt sich die Zurückhaltung, welche namentlich von
konservativer Seite in der Stellung von tiefergreifenden Aenderungs-
vorschlägen geübt wurde. Die gestellten Anträge und gehaltenen
Reden galten mehr dem folgerichtigen Ausbau des vom Entwurf
vorgeschlagenen Wahlrechts. Das allgemeine und direkte Wahl-
recht mit Ausschluß der Beamten war vorgeschlagen. Von eini-
gen wurde es bekämpft, andere forderten mehr als der Entwurf
gab. Sıe verlangten Geheimheit der Abstimmung, Wahlrecht der
Beamten und Diäten. Die Oberhausfrage wurde von manchen
Rednern überhaupt übergangen, von einigen nur gestreift und nur
von den beiden besten politischen Köpfen der Versammlung, von
® Stenogr. Berichte Bd. 2 S. 50.