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Ohne Aristokratie in ständischer Verfassung ist weder das monarchi-
sche Prinzip dauernd aufrecht zu erhalten, noch ist: die Gemein-Freiheit
ohne Aristokratie aufrecht zu erhalten. Wenn in einem großen Nachbar-
lande wir in einem halben Jahrhundert so unendlich viele Veränderungen
der traurigsten Art gesehen haben, so ist der wesentlichste Grund etwa
der gewesen, daß man dort die Aristokratie vernichtet hat. Nun frage ich,
wenn wir kein Oberhaus schaften, in dem der Aristokratie ein sicherer
Platz zugewiesen ist, werden wir sicher sein, daß sie dauernd diejenige
Vertretung findet, welche sie haben muß”? Es hat ein Herr, der vor mir
sprach, geglaubt, daß die letzten Wahlen ja genügende Elemente gebracht
haben, waren denn die Herren auch im Jahre 1848 genügend vertreten,
und wer sagt Ihnen, daß man immer wählen wird unter dem Eindruck der
gewaltigen Siege, die in Böhmen errungen worden sind? Nein, m.H., Ihre
Plätze sind nicht versichert. Dennoch halte ich dafür, daß Sie als die Re-
präsentanten der Stabilität und des konservativen Flementes des Staates
notwendig da sein müssen. Sie müssen deshalb in einem Oberhause einen
sicheren und dauernden Platz haben, damit sie nicht etwa gezwungen sind.
um Ihre Wiederwahl zu sichern, augenblicklichen Zeitströmungen über das
richtige Maß hin zu huldigen. Ich will von Ihnen, daß Sie nach oben und
nach unten immer den Schild festhalten und halten können. Das können
Sie nicht, wenn Sie nicht eine gesicherte Vertretung in einem Oberhause
haben. Darum habe ich geglaubt, daß der Abg. ZACHARIÄ aus Göttingen
den Dank und nicht den Hohn als Vertreter der konservativen Partei ver-
diente, als er seinen Antrag einbrachte,
Man hat gesagt, wenn man ein Oberhaus wolle, möge man auch gleich
Vorschläge über die Bildung desselben machen. Wenn beliebt werden
sollte, daß diese Bildung aus der Initiative des Hauses hervorgehe, so
würde man wohl imstande sein, einen derartigen Vorschlag zu machen,
und zwar um so leichter, als ein Teil der Rechte, die ihm in der Bundes-
akte geschützt waren, alsdann sofortige Berücksichtiguug finden könnte.
Die deutschen Standesherren hatten dort bestimmte Rechte, hier schienen
sie vergessen und ich glaube, daß in ihnen ein starkes Element für ein
Oberhaus gegeben wäre. Wenn aber der Abg. ZACHARIÄ nicht mit einem
Vorschlage aus sich heraustrat, huldigte er dem gewiß sehr richtigen Grund-
satze, daß die Initiative in solchen Dingen zweckmäßig von den Regierun-
gen auszugehen habe, und daß wir dann überlegen müssen, wie weit man
mit ihnen sich zu vereinigen imstande sei.
Will man aber diese Initiative der Regierungen nicht, nun so wird es
allerdings — und ich denke unsre Lawlords von der Geschäftsordnung
werden dem nicht entgegentreten — auch unschwer möglich sein, diesen
Punkt in einer zu bestellenden Kommission mit den Herrn Kommissarien
der Regierungen in Ordnung zu bringen. Wolle man nur ein Oberhaus,
wir werden es finden. Glücklich ist Deutschland, daß es der Elemente ge-