Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 38 (38)

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solcher Schaden in der Tat geschehen ist und daß es an Be- 
sonnenheit und Ernst, Gründlichkeit und ıdealer Kraft in unserem 
öffentlichen Leben vielfach gefehlt hat. Die allgemeine Richtung 
auf das Ziel einer möglichst vollkommenen technischen und wirt- 
schaftlischen Beherrschung der Natur hat ein allgemeines Streben 
nach Wohlstand und persönlicher Kraftentfaltung angeregt, dem 
auch das öffentliche Recht durch seine Ausbildung der großen 
allgemeinen Pflichtenkomplexe: Wehrpflicht, Steuerpflicht, Schul- 
pflicht, Polizeipflicht, Gesundheitspflege und sozialer Versicherung 
und sozialem Schutz kräftig nachgeholfen hat und dem in den 
verschiedensten Formen der Kapitalisierung aller ökonomischen 
Werte die Krone aufgesetzt wurde. Die Besinnung auf die idealen 
Werte des Lebens aber ist dahinter zurückgeblieben. Stille Ar- 
beit blieb wenig beachtet und oft unverwertet, die Reklame be- 
herrschte die geistige Ernährung der halbgebildeten Massen. Das 
Leben wurde immer äußerlicher und hobler. In Literatur und 
Kunst beherrschte der Emporkömmling durch Brutalität auf 
der einen und durch pathologische Ueberspanntheit auf der anderen 
Seite den Geschmack. Ich will das Kultur- und Sittenbild hier 
nicht weiter ausmalen, will nur feststellen, daß das mobilisierende 
Kapital und die mobilisierten Massen zwar eine ungeheure 
Triebkraft und Regsamkeit auf allen Gebieten entfalteten, daß es 
auch an rasch auftauchenden und ebenso rasch wieder untertauchen- 
den Talenten nicht fehlte, daß aber die sammelnde Kritik und die 
ernste Besinnung in der allgemeinen Jagd nach Glück und Wohl- 
stand sehr zu kurz kamen und der Vorrat an inneren und höheren 
Werten, den wir in dieser Periode ansammelten, hinter den ma- 
teriellen Werten, die wir schufen und verzehrten, weit zurück- 
hlieb. 
Die Periode des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen 
Wahlrechts triumphierte zwar, aber die Pflege des gesunden Volks- 
geistes und wahrer Volksinteressen ist auf vielen Gebieten seicht 
geworden, indem unsere Gesellschaft sich mehr und mehr in zwei
	        
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