Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 38 (38)

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FLEISCHMANN nimmt dann Stellung zu dem in letzter Zeit manchmal 
aufgestellten Postulat einer Angliederung der Inseln an Schweden. Er lehnt 
es aus ethnologischen, geschichtlichen, geophysischen Gründen ab. Er kriti- 
siert weiter die Kompromißvorschläge, die dahin gehen, eine Condominium 
Finnlands und Schwedens herzustellen, eine gemeinsame Besatzung auf die 
Inseln zu legen, eine Republik unter schwedischem oder finnischem Schutz 
auf Aland zu begründen oder endlich die Inseln zu neutralisieren. 
Der künftige Weltfriedensvertrag wird eine wahre Mosaikarbeit in Einzel- 
problemen des Völkerrechts zu leisten haben. Da ist es freudig zu begrüßen, 
wenn schon jetzt namhafte Gelehrte eine Vorarbeit leisten, besondere Materien 
auswählen und mit dem gesamten Werkzeug der heutigen Wissenschaft 
behandeln. Solche Studien liegen schon in stattlicher Anzahl vor. Das Buch 
von FLEISCHMANN nimmt in dieser Reihe einen achtunggebietenden Platz 
ein. Was ihm aber, neben vollendeter Sachkunde, einen besonderen Wert 
verleiht, das ist die feine Abtönung der politischen Werturteile. Die Schrift 
ist kein Plädoyer für eine vorgefaßte Meinung. Sie ist ein nachdenkliches 
Suchen, in Gemeinschaft mit dem Leser, und ist erfüllt von dem ernsten und 
einzigen Bestreben, eine Lösung nach Gerechtigkeit zu finden. 
Redslob. 
Dr. Leo Wittmayer, Professor in Wien. Deutscher Reichstag 
und Reichsregierung. Eine politische Untersuchung. 1918. 
Bei Alfred Hoelder in Wien. 65 Seiten. 
Diese Arbeit ist eine tiefgründige Studie über die verschiedenen Probleme 
staatsrechtlicher und politischer Natur, die durch die Einführung der parla- 
mentarischen Regierung im Deutschen Reich entstehen. Dem Verfasser 
kommt bei der Untersuchung zustatten, daß er in Oesterreich, einem Staate 
lebt, der sich auch in einem Uebergangsstadium zwischen konstitutioneller 
und parlamentarischer Regierung befindet. So mag er manche Erfahrungen 
des Staatslebens in seiner Heimat für sein Urteil verwerten, und das gibt 
der Schrift ein besonderes Interesse. 
Das Deutsche Reich ist nicht für den Parlamentarismus gebaut worden. 
Und so ergeben sich, wenn man ihn in das Gebäude einfügen will, manche 
Gefahren und Probleme der Stabilität. Der Verfasser entdeckt sie mit sicherem 
Blick und macht Vorschläge, wie man ihrer Herr werden könnte. 
Aus dem reichhaltigen Material möchte ich einige Betrachtungen hervor- 
heben, die mir besonders interessant erscheinen und die von der Arbeit des 
Wiener Gelehrten einen allgemeinen Eindruck geben können. 
Die Staatsekretäre des Deutschen Reiches, sagt WITTMAYER, sind 
tatsächlich heute nicht mehr bürokratische Gehilfen des Reichskanzlers, 
sondern in Wahrheit Ressortminister. ‚Eingriffe des Reichskanzlers in ein- 
zeine Angelegenheiten, Handeln an Stelle des Staatssekretärs gibt es in der
	        
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