— 502 —
gen Dienst angeordnet wird, oder daß die Zahl der Sachverständigen vermehrt
wird, oder beides. Tleber die Nützlichkeit von Auslandshandelskammern
werden die Ansichten auch nach dem Kriege auseinandergehen. Der Nach-
richtendienst bedarf einer weitgehenden Aenderung. Wie weit Verwaltungs-
organe sich an der Auskunfterteilung beteiligen können, ist bestritten.
Daß ein weitergehendes Zusammenarbeiten der Verwaltungsbehörden mit
den Vertretern des wirtschaftlichen Lebens erfolgen muß, hat der Krieg
zur Genüge gelehrt. Wie weit dies durch Umgestaltung und bessere Nutz-
barmachung bestehender Einrichtungen oder durch Neuerrichtung von reinen
oder gemischtwirtschaftlichen Verwaltungsstellen zu geschehen hat, ist zu
erwägen. Die Schwierigkeiten, die gegen eine Spaltung des Reichsamts
des Innern in ein Reichsarbeitsamt und in ein Reichswirt-
schaftsamt geltend gemacht sind, dürften zu überwinden sein. Die
wirtschaftspolitischen und die sozialpolitischen Angelegenheiten hängen
nicht so eng zusammen, daß sie nicht — den guten Willen der Behörden
vorausgesetzt — in getrennten Reichsämtern bearbeitet werden könnten.
Daß dem Reichswirtschaftsamt dann ein Organ unterstellt wird, das in
wirtschaftlichen Fragen mit der Regierung zusammenarbeitet, ist wünschens-
wert. Dieser Stelle könnte man dann den Namen Außenhandelsamt geben
und bei ihrer Einrichtung die von verschiedenen Seiten gestellten und noch
zu stellenden Forderungen der Beteiligten berücksichtigen. Es ist dankens-
wert, daß Apr beachtenswertes Material zusammengestellt und mit Bebherr-
schung der Literatur in seiner Schrift verarbeitet hat.
Dr. jur. et phil. Adolf Weber, o. Professor der wirtschaftlichen Staats-
wissenschaften an der Universität Breslau. Unser Wirtschafts-
leben als Gegenstand des Universitätsunterrichts.
Zur Einführung in die Breslauer Fachkurse für Wirtschaft und Ver-
waltung. Tübingen 1916. Verlag von J. ©. B. Mohr (Paul Siebeck).
Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Bres-
lau beabsichtigt den Unterricht durch Errichtung von Fachkursen zu er-
weitern, die einen Ersatz leisten sollen für fehlende wirtschaftswissen-
schaftliche Unterrichtsmöglichkeiten. Die Verhältnisse liegen in Breslau
besonders günstig. Neben der Universität ist eine Technische Hochschule
entstanden und mit der Universität ist ein Landwirtschaftliches Institut
verbunden. Dazu kommen eine Landwirtschafts- und Handelskammer, in
der Provinz Schlesien land- und forstwirtschaftliche und industrielle Groß-
betriebe und ein ausgedehnter Bergbau. Die grundlegenden Vorlesungen
werden durch die Dozenten abgehalten, Spezialfragen sollen durch Prak-
tiker bebandelt werden. Geplant sind zunächst Fachhochschulkurse für
kommunale Verwaltung, für soziale Fürsorge, für Bankwirtschaft, für In-
dustriewirtschaft und für ländliche Verwaltung. Der Unterricht für jeden
Kurs beansprucht zwei Semester und je einen Wochentag. Im Gegensatz