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schwach der Staatsbau ist, daß er unter dem Sturme zittert und
hier und da schon bricht, sondern wir müssen zuerst sehen wie
stark der Sturm ist, wie ungeheuer leidenschaftlich er die einzel-
nen Menschen ergreift und gegeneinanderwirft; und dann sagen
wir: wie ist es möglich, daß ein so alter Bau, der eigentlich nur
noch auf zwei gegeneinander gestemmten Balken ruht, sich gegen
solche Elementargewalten halten kann?
Wir werden dann sagen: alt muß der Bau sein; solche
Architekten haben wir heute nicht, und nur die Zeit macht Holz
so eisenhart.
Die Geschichte muß uns also helfen. Aber ich fürchte, sie
sagt uns wohl vom Alter des Zweiparteiensystems; von den
Menschen und Naturkräften, die es geschaffen haben, hören
wir wenig.
Das Alter: zweihundertfünfzig Jahre mindestens, oder, da
Jahreszahlen so wenig sagen: zwei volle Menschenalter mehr als
die Kabinettsregierung, und noch zwei Generationen mehr als das
Repräsentativsystem und die parlamentarische Regierungsform,
und fast zweihundert Jahre älter als das erste wirkliche Wahl-
recht in England. Manche sagen es von dem wunderlichen langen
Parlament, das, von CARL Il. am 3. November 1640 einberufen,
zwanzig Jahre saß, das CROMWELLsche Gewaltreich überdauerte
und schließlich an seinem eigenen Alter und seiner Verdorben-
heit starb, als es sich gerade von Gesetzeswegen das ewige Leben
geben wollte: dieses Parlament habe zuerst den rechten Partei-
geist unter den Abgeordneten gezeigt. Aber das sind doch nur
Ansätze; die Mehrheit sitzt zwischen zwei Stühlen; sie |kämpft
für Parlamentsrecht gegen Königswillkür, die sich in launischen
Auflösungen und Verfolgungen unabhängiger Sprecher, im Regieren
ohne Parlament, nur mit dem Rat, geäußert hatte; zugleich
aber muß die presbyterianische Mehrheit des Unterhauses sich
gegen die Independents, die Armeepartei der CROMWELLschen
Leute, wehren. Deshalb gehen auch die Mehrheiten hin und