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Volksvertretung verwandelt, das allgemeine Stimmrecht eingeführt,
das Oberhaus abgesetzt, die Gewalt des Kabinetts fast zur
Despotie gesteigert, Kirche und Staat getrennt, und die allgemeine
Wehrpflicht eingeführt werden: die zwei Parteien aber bleiben
und lösen sich in ewig gleichem Ringen von der Macht ab, um
dann durch die Opposition wieder zur Macht der Regierung zu
kommen. Unter WILHELM DEM DRITTEN und ANNA kamen die
Whigs 1695, die Tories 1700 (das war die Wahl, in der die
Parteien sich gegenseitig der Unterstützung durch Lupwıis XIV.
und die ÖOstindien-Kompagnie beschuldigten und das Parlament,
dessen Schande in DE FoEs Legionen-Pamphlet unsterblich
geworden ist), die Whigs 1701, die Tories 1702 und wiederum
die Whigs 1705 und 1708, nun im großbritannischen Parlament,
ans Ruder; aber auf zwei Whig-Wahlen mußten nun wohl zwei
Tory-Wahlen folgen, 1710 und 1713, und ebenso auf den kleinen
Pairsschub der Königin ANNA für die Tories, von 1711, ein Gegen-
schub für die Whigs unter GEORG I. Die Whigs sind nun
Hofpartei, und das Ministerium macht die Wahlen, 1714, 1722,
1734; WALPOLE ist allmächtig, bis ihn PırrT mit dem Tory-
führer WYNDHAM zusammen stürzt, und 1741 zum ersten Mal
wieder eine starke Fronde, die Partei des Thronfolgers gegen die
des Königs, ins Unterhaus einziehen kann. Große Staatsmänner
versuchen über die Parteien hinauszuwachsen, die beiden PITTs,
oder später PEEL, oder in unseren Tagen drei so gründlich ver-
schiedene Naturen wie RANDOLPH CHURCHILL, Lord ROSEBERY
und JOE CHAMBERLAIN —, aber auch sie vergehen, werden ver-
trieben aus der Politik, sterben verbittert in einsamer Größe, indessen
die kleinen Parteihäuptlinge in Westminster Abbey ihre Denkmäler
bekommen. Die Parteien bleiben.
Die Daten sprechen klar genug über alles, was Daten über-
haupt sagen können. Aber wer ist der Staatsmann, oder welches
sind die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, die das
Zweiparteiensystem in England geschaffen haben, zur Zeit LUD-