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hätten, brachte mehr als jede Einzelabstimmung die Wähler auf
und half der staatsrechtlich monströsen und jetzt schon in ihrer
Blöße offen am Pranger stehenden Parlamentsakte zur Annahme,
einer Annahme, in die— allem Protestgeschrei zum Trotz — die
offizielle Opposition schließlich einwilligte —, galt es doch, das
Zweiparteiensystem zu retten.
Das andere Hindernis der Gleichheit ist umgekehrt die natür-
liche Neigung der großen Wählermasse, einer vielversprechenden
Reformpartei, einer möglichst vielen möglichst viel versprechenden
Partei zu folgen. Das Uebel des gegenwärtigen Staatswesens zu
fühlen vermag auch der ungebildetste Mensch; wer Besserung
verspricht — und jedes Versprechen einer Aenderung meint ja
doch Besserung —, der hat einen natürlichen Vorteil vor dem
andern, der vielleicht ebenso die Mängel und Leiden der Gegen-
wart zugeben muß, der aber trotzdem einem Wechsel widerstrebt.
Der Konservative hat den schwereren Kampf. Aber sehen Sie, wie
stark der Zwang ist, den das Zweiparteiensystem in England auch
auf den Tory ausübt: er schafft sich die Gleichheit vor den
Mengen der Wähler gegen seine eigene Natur und sein Wesen.
Der Liberale bietet dem Volk die Herrschaft im Staat gegen die
verhaßten erblichen Gesetzgeber des Adelsin der Parlamentsakte;
der Konservative überbietet ihn, indem er dem Volk die Herr-
schaft über Oberhaus und Unterhaus, über die Regierung selbst
im Referendum anträgt. Der Liberale will den Großgrundbesitz
besteuern und der Bodenspekulation ihren Gewinn für die Staats-
kasse abnehmen ; der Konservative stellt ein großes Kolonisations-
programm dagegen und verspricht dem Kleinbauern freies Eigen-
tum in seiner, mit Staatshilfe gegründeten Wirtschaft, wo die
Liberalen nur Pachterleichterungen geben wollen. Die Liberalen lösen
das Versprechen der Alterspensionen ein, ein Geschenk an die
bedürftigen alten Leute, die kein Kapital zu verzehren, aber eine
Wahlstimme zu vergeben haben. Wie übertrumpft man das?
Man sagt, wir stürzen unser Wirtschaftssystem um, besteuern das