Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 41 (41)

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constitütion?“ Und ist nicht eben diese Verfassungsfrage so schwierig 
wegen des alten Erfahrungssatzes, daß „Ost und West niemals zu- 
sammenkommen können“, daß die Orientalen in Indien, Afghanistan, 
Vorderasien, Aegypten sich mit den Weißen der andern Reichsteile 
nicht zu einem Ganzen verbinden lassen ? 
Lloyd George hat in seiner Ansprache an die Konferenz die Ant- 
wort darauf bei aller Zurückhaltung schon zu geben versucht. Er hat, 
nach einem Rückblick auf den Krieg und die bisherige Liquidation 
und einer kurzen diplomatischen Betrachtung des Verhältnisses zu Japan 
und den Vereinigten Staaten sich den Konferenzaufgaben selbst zu- 
gewandt: 
„Ich habe nicht vor, heute die Beratungsgegenstände dieser Kon- 
ferenz irgend im einzelnen zu erörtern. Wir tischen Ihnen keine fer- 
tige Speisenordnung dafür auf; wir wollen unter uns selbst besprechen, 
was wir haben wollen. Die britische Regierung steht mancherorts im 
Verdacht, gegen den Konferenzcharakter dieser Zusammenkunft böse 
Anschläge vorzubereiten. Man behauptet, wir seien unzufrieden mit 
dem gegenwärtigen Stand des Reiches und wünschten seine Organisation 
auf irgendwelche revolutionäre Art zu ändern. Meine Herren, wir sind 
durchaus nicht unzufrieden. Das Britische Reich entwickelt sich sehr 
befriedigend, in der Verfassung sowohl wie anderwärts. Die unmittel- 
bare Verbindung zwischen den Premierministern, die während des 
Krieges eingerichtet wurde, hat sich, meine ich, bewährt und wir haben 
versucht, Sie über alle wichtigen Vorgänge in den auswärtigen An- 
gelegenheiten durch wöchentliche oder nach den Umständen auch noch 
häufigere Botschaften vollkommen auf dem laufenden zu halten. Ja, 
bei jeder wichtigen Konferenz, ob hier oder auf dem Festland, habe 
ich es für eine meiner ersten Pflichten gehalten, eine so vollständige 
und genaue Rechenschaft als irgend möglich war, zu geben, nicht nur 
über die Beschlüsse, die gefaßt wurden, sondern auch über die Stim- 
mung, die so sehr wichtig ist. Ich habe unablässig nach meinem besten 
Können Berichte geschickt, manche von allervertraulichster Art, die 
den Dominions sogar unsere bloßen Eindrücke mitteilten und Ihnen 
Nachrichten weit über das hinaus gaben, was wir denkbarerweise der 
Presse hätten mitteilen können. 
Ein anderer Wechsel seit dem Krieg ist der Entschluß der kana- 
dischen Regierung, einen eigenen Gesandten in Washington zu halten 
— eine sehr wichtige Entwicklung. Wir haben dabei willig mitgewirkt 
und wir werden einen kanadischen Kollegen in Washington, sobald
	        
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