Full text: Archiv für öffentliches Recht. Band 41 (41)

— 102 — 
zum Austrag kommen muß, und der Vertreter Indiens hat sogleich 
das praktische Beispiel dazu gegeben, indem er — selbst ein Hindu — 
die Solidarität Indiens mit der mohammedanischen Welt betonte und 
für die Indier, die in den Dominions wohnen, gleiches Bürgerrecht 
mit den Weißen forderte. Ich hoffe über die Ergebnisse der Konferenz, 
an diesen Erwartungen gemessen, im nächsten Hefte berichten zu können. 
Anhang: Die neue indische Verfassung in der 
Praxis. 
Ein Urteil über die Bewährung der Duarchie wäre verfrüht, aber 
eine Reihe wichtiger Daten liegen doch schon vor. 
Das System der zweigeteilten Regierung (Transferred services 
unter einem dem Provinzparlament verantwortlichen Kabinett, reserved 
services unter dem Gouverneur als Vertreter der englischen Herrschaft), 
wie es die Government of India Act 1919 nach dem Curtisschen 
Plan zunächst für die politisch entwickelten Teile Indiens vorsieht, ist 
in acht Provinzen in Kraft getreten, nämlich in Bengalen, Madras, 
den „Vereinigten Provinzen“, dem Punjab, den Zentralprovinzen, Bihar 
und Orissa und Assam. In diesen acht Provinzen haben im November 
und Dezember 1920 die Wahlen zu den Parlamenten stattgefunden, 
wobei in den United Provinces mit einer Wählerschaft von 1347 922 
Köpfen etwas mehr als 25 % gewählt haben sollen; teils ist die geringe 
Beteiligung aus der passiven Resistenzparole Gandhis, teils aus der 
großen Zahl unbestrittener Kandidaturen zu erklären (keine Verhältnis- 
wahl). In England erklärt man sich mit der Wahlbeteiligung zufrieden. 
In allen acht Provinzen sind auch die Präsidenten der gesetzgebenden 
Körperschaften ernannt (in Bengal, Madras und den Zentralprovinzen 
Indier, in den anderen Provinzen Engländer) und die Minister von den 
Gouverneuren aus der Zahl der Gewählten auserlesen worden. Diese 
Minister, für die größeren Provinzen drei, sonst zwei, sind durchweg 
Indier, darunter Surendraneth Bannerji, der bekannte Führer der ge- 
mäßigten Reformer in Bengalen, Chintamani, der Herausgeber des 
Allahabad Leader in den Vereinigten Provinzen und Lala Harkinshen 
Lal in Punjab. Wo sich Parteien für die Wahl gebildet hatten, wie 
z. B. in Madras (Brahminenpartei, Gerechtigkeitspartei der Nicht- 
brabminen), entnehmen die Gouverneure die Minister der Mehrheits- 
partei allein, entgegen den Erwartungen in Indien, die offenbar auf 
die Bildung von Ministerien der Tüchtigsten gerichtet waren. 
Ebenso ist das indische Gesamtparlament in Tätigkeit getreten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.