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gegen diese Ausgestaltung und der Ausschuß nahm den Regie-
rungsentwurf in dieser Hinsicht an. Auch in den Beratungen
der Nationalversammlung wurde nie etwas an der Bestimmung ge-
ändert, daß ein Reichspräsident an der Spitze des Deutschen
Reiches stehen sollte, trotz verschiedener Anträge der Unabhängigen
Sozialdemokraten, die für eine Art Direktorialsystem nach dem
Vorbild der Schweiz eintraten. Nach der endgültigen Fassung
des Art. 41 der Reichsverfassung wird der Reichspräsident vom
ganzen deutschen Volke gewählt. Diese Bestimmung blieb durch
alle Phasen des Entwurfes unverändert. Die Parteien waren im
allgemeinen einmütig der Ansicht, daß die Wahl des Präsidenten
durch das Parlament abzulehnen sei, weil der Präsident durch
diese Art der Wahl zum Werkzeug des Parlamentes herabsinkt,
wofür das Beispiel des heutigen Frankreich der beste Beweis ist.
Nur in der dritten Beratung des Entwurfs wandte sich ein sozial-
demokratischer Abgeordneter (Katzenstein) zum Erstaunen der
übrigen Parteien gegen die plebiszitäre Präsidentschaft und schlug
vor, man solle den Präsidenten durch den vereinigten Reichstag
und Reichsrat wählen lassen. Zu einem Abänderungsantrag in
diesem Sinne kam es nicht. Die Parteien waren im großen ganzen
übereinstimmend der Ansicht, daß der volksgewählte Präsident
das notwendige Gegengewicht gegen die Vorherrschaft des Parla-
ments bilden müsse. Das Für und Wider der plebiszitären Präsi-
dentschaft wurde wohl erwogen, ehe man sich dafür entschied.
Die Gefahr eines Mißbrauchs der Autorität, die eine plebiszitäre
Wahl verleiht, schien durch die in der Verfassung dagegen be-
stehenden Kautelen hinreichend eingedämmt. Die Möglichkeit
eines Staatsstreiches liegt bei der psychologischen Beschaffenheit
des deutschen Volkes an und für sich schon nicht so nahe, wie
im Frankreich des vorigen Jahrhunderts. Die Vorteile der plebis-
zitären Präsidentschaft: das Gegengewicht gegen die Suprematie
des Parlaments einerseits, die Garantie für die Verwirklichung
des parlamentarischen Systems in seiner echten Form, die nur