Nachruf.
Kurt Wolzendorff +.
Im März d. J. entriß ein unerwartet schneller Tod KURT
WOLZENDORFF seinem rastlosen Planen und Schaffen. Berufenere
haben anläßlich seines Hinscheidens seine Persönlichkeit ge-
schildert. Aber auch wer wie ich als sein letzter Fachkollege
in Halle ıhm nur noch kurze Zeit nahetreten durfte, war über-
rascht durch die Fülle von Anregungen, die von ihm ausgingen
und denen er in der ihm eigenen künstlerischen Form Ausdruck gab.
Aus dieser Fülle seines künstlerischen Wesen heraus, gepaart mit
feinstem juristischem Verständnis hat nun WOLZENDORFF die
Wissenschaft des öffentlichen Rechts reich befruchtet. Ausgehend
von der Erforschung des Polizeirechts ist er ideengeschichtlich
neue Bahnen gegangen. Besonders die Herausarbeitung der genossen-
schaftlichen Staatsidee durchzieht sein gesamtes Schaffen, das in
letzter Zeit vor allem auch das Völkerrecht und die Probleme der
Allgemeinen Staatslehre umfaßte. Besonders wertvoll erscheint
mir dabei an seinen Schriften, daß sie sich niemals auf einen
Parteistandpunkt festlegen, sondern stets auf der Höhe wissen-
schaftlichen Erkennens bleiben. Dadurch hat er auch denen viel
zu geben vermocht, die sonst seinen Standpunkt nicht in allem
teilen konnten.
Auch das Archiv des öffentlichen Rechts verdankt ihm eine
Reihe wertvoller Beiträge, besonders auch geistvolle Besprechungen.
Ein reicher Geist, dem die Wissenschaft viel verdankt, und
von dem sie noch mehr zu erhoffen hatte, ist mit ihm dahin-
gegangen.
Otto Koellreutter.