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außen besteht seine Funktion außer in dem Verkehre mit den in
Berlin vorhandenen Vertretungen fremder Staaten vor allem in der
Weitergabe der Instruktionen über die auswärtige Politik — mögen
sie nun vom Reichskanzler oder vom Kabinette oder von dem Reichs-
minister des Aeußeren festgestellt werden — an die Organe im Aus-
lande (Gesandte usw.). Der Idee nach ist es der Reichsminister des
Aeußeren, der diese Weitergabe besorgt. Ob der Reichspräsident
oder der Reichskanzler selbst Instruktionen geben dürfen, ist eine
Frage, die sich heute auf dem Gebiete des rein Formalen bewegt. Die
Modalitäten sind jedenfalls bei der bisher kurzen Dauer des neuen
Rechtes wenig ausgebildet. Präzedenzfälle für solche unmittel-
baren Eingriffe dürften kaum anzuführen sein. Das positive
Recht bietet schwerlich eine Handhabe dafür. Rein technisch
wird — was das Zusammenarbeiten der einzelnen Stellen angeht —
die Vermittelung durch den Reichsminister des Aeußeren nicht
umgangen werden können.
Dies sind die Organe, die die auswärtige Politik des Reiches
heute unmittelbar beeinflussen können und die den auswärtigen
Apparat im engeren Sinne bilden. Nicht allein ihrer Einwirkung
jedoch unterliegt die Reichspolitik nach außen. Auch die anderen
großen Reichsorgane, der Reichstag, der Reichsrat und der Reichs-
wirtschaftsrat können verfassungsmäßig ihre Stimme zur aus-
wärtigen Politik erheben. Sie mögen mit den erstgenannten
Organen als auswärtiger Apparat des Reiches im weiteren Sinne
bezeichnet werden.
V. GRIESINGER stellt dem in obigem Zitat umschriebenen Tätigkeitsgebiete
nur das der „hohen Politik“ gegenüber. Dem dürfte nicht zuzustimmen
sein, da es auswärtig-politische Angelegenheiten gibt, die weder der „hohen
Politik“ noch der technischen Vermittelungstätigkeit angehören. Z. B.
wird es nicht notwendig einem der beiden Gebiete zuzurechnen sein, wenn
das Auswärtige Amt in Sachen der internationalen Frauenfrage, des Acht-
stundentages, des Handels und Gewerbes, der Schiffahrt tätig wird. Es
kann so sein, braucht es aber nicht. Die Grenzen sind eben flüssig und
auch im Einzelfalle nicht immer mit Sicherheit zu ziehen.