Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

Depeschen. 27 
mächte war es zuzuschreiben, wenn die Provokationen, wel- 
chen Österreich-Ungarn in dieser Zeit von seiten Serbiens 
ausgesetzt war, nicht zum Konflikte führten. Die Zusiche- 
rung künftigen Wohlverhaltens, die die serbische Regie- 
rung damals gegeben hat, hat sie nicht eingehalten. Unter 
den Augen, zum mindesten unter stillschweigender Duldung 
des amtlichen Serbiens hat die großserbische Propaganda 
inzwischen fortgesetzt an Ausdehnung und Intensität zu- 
genommen; auf ihr Konto ist das jüngste Verbrechen zu 
setzen, dessen Fäden nach Belgrad führen. Es hat sich in 
unzweideutiger Weise kundgetan, daß es weder mit der 
Würde noch mit der Selbsterhaltung der Osterreichisch-Un- 
garischen Monarchie vereinbar sein würde, dem Treiben 
jenseits der Grenze noch länger tatenlos zuzusehen, durch 
das die Sicherheit und die Integrität ihrer Gebiete dauernd 
bedroht wird. Bei dieser Sachlage können das Vorgehen 
sowie die Forderungen der österreichisch-ungarischen Re- 
gierung nur als gerechtfertigt angesehen werden. Trotzdem 
schließt die Haltung, die die öffentliche Meinung sowohl 
als auch die Regierung in Serbien in letzter Zeit einge- 
nommen hat, die Befürchtung nicht aus, daß die serbische 
Regierung es ablehnen wird, diesen Forderungen zu ent- 
sprechen, und daß sie sich zu einer provokatorischen Haltung 
Osterreich-= Ungarn gegenüber hinreißen läßt. Es würde 
der österreichisch-ungarischen Regierung, will sie nicht auf 
ihre Stellung als Großmacht endgültig Verzicht leisten, 
nichts anderes übrigbleiben, als ihre Forderungen bei der 
serbischen Regierung durch einen starken Druck und nö- 
tigenfalls unter der Ergreifung militärischer Maßnahmen 
durchzusetzen, wobei ihr die Wahl der Mittel überlassen 
bleiben muß. 
Ew. usw. beehre ich mich zu ersuchen, sich in vorstehen- 
dem Sinne (dem derzeitigen Vertreter des Herrn Viviani) 
(Sir Edward Grey) (Herrn Sasonow) gegenüber auszu- 
sprechen und dabei insbesondere der Anschauung nachdrück-
	        
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