28 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
lich Ausdruck zu verleihen, daß es sich in der vorliegenden
Frage um eine lediglich zwischen Osterreich= Ungarn und
Serbien zum Austrag zu bringende Angelegenheit han-
dele, die auf die beiden direkt Beteiligten zu beschränken
das ernste Bestreben der Mächte sein müsse. Wir wünschen
dringend die Lokalisierung des Konflikts, weil jedes Ein-
greifen einer anderen Macht infolge der verschiedenen Bünd-
nisverpflichtungen unabsehbare Konsequenzen nach sich
ziehen würde.
Einemgefälligen telegraphischen Bericht über den Verlauf
Ihrer Unterredung werde ich mit Interesse entgegensehen.
Telegramm des Kaiserlichen Botschafters in Wien an
den Reichskanzler.
24. Juli 1914.
Graf Berchtold hat heute den Russischen Geschäftsträger
zu sich gebeten, um ihm eingehend und freundschaftlich den
Standpunkt Österreich-Ungarns Serbien gegenüber aus-
einanderzusetzen. Nach Rekapitulierung der historischen
Entwicklung der letzten Jahre betonte er, daß die Monar-
chie nicht daran denke, Serbien gegenüber erobernd auf-
zutreten. Österreich-Ungarn werde kein serbisches Terri-
torium beanspruchen. Es halte strikt daran fest, daß der
Schritt nur eine definitive Maßregel gegenüber den ser-
bischen Wühlereien zum Ziele habe. Notgedrungen müsse
Osterreich-Ungarn Garantien für ein weiteres freundschaft-
liches Verhalten Serbiens der Monarchie gegenüber ver-
langen. Es liege ihm fern, eine Verschiebung der Macht-
verhältnisse im Balkan herbeiführen zu wollen. Der Ge-
schäftsträger, der noch keine Weisungen aus Petersburg
hatte, hat die Ausführungen des Ministers ad rekeren-
dum genommen mit der Zusage, sie sofort Sasonow zu
unterbreiten.