Depeschen. 29
Telegramm des Kaiserlichen Botschafters in Petersburg
an den Reichskanzler.
24. Juli 1914.
Den Inhalt des Erlasses 592“ habe ich soeben in einer
langen Unterredung mit Sasonow eingehend verwertet.
Der Minister erging sich gegen Osterreich-Ungarn in maß-
losen Anklagen und war sehr erregt. Auf das bestimmteste
erklärte er: daß die serbisch-österreichische Differenz zwischen
den Beteiligten allein ausgetragen werde, könne Rußland
unmöglich zulassen.
Telegramm des Kaiserlichen Botschafters in Petersburg
an den Reichskanzler.
25. Juli 1914.
Meldung für S. M. von General von Chelius.
Im Krasnoelager wurden heute die Truppenübungen
plötzlich abgebrochen, und die Regimenter kehrten in ihre
Garnisonen sofort zurück. Die Manöver sind abgesagt
worden. Die Kriegsschüler wurden heute statt im Herbst zu
Offizteren befördert. Über das Vorgehen Österreichs herrscht
im Hauptquartier große Aufregung. Ich habe den Ein-
druck, daß alle Vorbereitungen für die Mobilmachung gegen
Osterreich getroffen werden.
Telegramm des Reichskanzlers an den Kaiserlichen Bot-
schafter in London.
25. Juli 1914.
Die von Sir Edward Grey zwischen österreichisch-ser-
bischem und österreichisch-russischem Konflikte gemachte
Unterscheidung trifft vollkommen zu. Wir wollen ebenso-
wenig wie England uns in ersteren einmischen, und nach
1 Gemeint ist das S. 26 ff. abgedruckte Rundschreiben des Reichs-
kanzlers an die Kaiserlichen Botschafter in Paris, London und St. Pe-
tersburg.