Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

38 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund. 
die frühzeitige Mobilisierung gegen das doch nur in einen 
lokalen Krieg mit Serbien verwickelte Österreich-Ungarn, 
denn Deutschlands Antwort darauf sei wohl klar, und die 
Verantwortung fiele auf Rußland, welches Osterreich- 
Ungarns Zusicherung, daß es territoriale Erwerbungen in 
Serbien in keiner Weise beabsichtige, ignoriert habe. Oster- 
reich-Ungarn habe gegen Serbien und nicht gegen Rußland 
mobilisiert, und zum sofortigen Eingreifen sei kein Grund 
für Rußland. Ich fügte des Weiteren hinzu, daß man in 
Deutschland die Redensart Rußlands: „wir können unsere 
Brüder in Serbien nicht im Stich lassen“ nach dem furcht- 
baren Verbrechen von Serajewo nicht mehr verstehe. Ich 
sagte ihm schließlich, er möge, wenn Deutschlands Streit- 
macht mobilisiert werde, sich nicht wundern. 
Prinz Heiurich an den König von England. 
30. Juli 1914. 
Bin seit gestern hier, habe das, was Du mir so freund- 
lich in Buckingham Palace am vorigen Sonntag gesagt 
hast, Wilhelm mitgeteilt, der Deine Botschaft dankbar ent- 
gegennahm. " 
Wilhelm, der sehr besorgt ist, tut sein Außerstes, um 
der Bitte Nikolaus' nachzukommen, für die Erhaltung des 
Friedens zu arbeiten. Ersteht in dauerndem telegraphischen 
Verkehr mit Nikolaus, der heute die Nachricht bestätigt, 
daß er militärische Maßnahmen angeordnet hat, welche 
einer Mobilmachung gleichkommen, und daß diese Maß- 
nahmen schon vor fünf Tagen getroffen wurden. 
Außerdem erhalten wir Nachrichten, daß Frankreich mi- 
litärische Vorbereitungen trifft, während wir keinerlei Maß- 
nahmen verfügt haben, wozu wir indessen jeden Augen- 
blick gezwungen sein können, wenn unsere Nachbarn damit 
fortfahren. Das würde dann einen europäischen Krieg 
bedeuten. 
Wenn Du wirklich und aufrichtig wünschst, dieses furcht-
	        
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