54 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
„Der Minister versuchte mich zu überreden, daß ich
bei meiner Regierung die Teilnahme an einer Konver-
sation zu vieren befürworten sollte, um Mittel ausfindig
zu machen, auf freundschaftlichem Wege OSsterreich-Un-
garn zu bewegen, diejenigen Forderungen aufzugeben,
die die Souveränität Serbiens antasten. Ich habe, in-
dem ich lediglich die Wiedergabe der Unterredung zu-
sagte, mich auf den Standpunkt gestellt, daß mir, nach-
dem Rußland sich zu dem verhängnisvollen Schritte
der Mobilmachung entschlossen habe, jeder Gedanken-
austausch hierüber sehr schwierig, wenn nicht unmöglich
erscheine. Was Rußland jetzt von uns Osterreich- Un-
garn gegenüber verlange, sei dasselbe, was Osterreich-
Ungarn Serbien gegenüber vorgeworfen werde: einen
Eingriff in Souveränitätsrechte. Osterreich-Ungarn
habe versprochen, durch Erklärung seines territorialen
Desinteressements Rücksicht auf russische Interessen zu
nehmen, ein großes Zugeständnis seitens eines krieg-
führenden Staates. Man sollte deshalb die Doppel-
monarchie ihre Angelegenheit mit Serbien allein regeln
lassen. Es werde beim Friedensschluß immer noch Zeit
sein, auf Schonung der serbischen Souveränität zurück-
zukommen.
„Sehr ernst habe ich hinzugefügt, daß augenblicklich
die ganze austroserbische Angelegenheit der Gefahr einer
europäischen Konflagration gegenüber in den Hinter-
grund trete, und habe mir alle Mühe gegeben, dem Mi-
nister die Größe dieser Gefahr vor Augen zu führen.
„Es war nicht möglich, Sasonow von dem Gedanken
abzubringen, daß Serbien von Nußland jetzt nicht im
Stich gelassen werden dürfe.“
Ebenfalls am 29. berichtete der Militärattaché in Pe-
tersburg telegraphisch über eine Unterredung mit dem Ge-
neralstabschef der russischen Armee:
„Der Generalstabschef hat mich zu sich bitten lassen