58 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
Grenze des Möglichen gegangen. Nicht Ich trage die
Verantwortung für das Unheil, das jetzt der ganzen
zivilisierten Welt droht. Noch in diesem Augenblicke
liegt es in Deiner Hand, es abzuwenden. Niemand be-
droht die Ehre und Macht Rußlands, das wohl auf den
Erfolg Meiner Vermittelung hätte warten können. Die
Mir von Meinem Großvater auf dem Totenbette über-
kommene Freundschaft für Dich und Dein Reich ist Mir
immer heilig gewesen, und Ich habe treu zu Rußland
gestanden, wenn es in schwerer Bedrängnis war, be-
sonders in seinem letzten Kriege. Der Friede Europas
kann von Dir noch jetzt erhalten werden, wenn Rußland
sich entschließt, seine militärischen Maßnahmen einzu-
stellen, die Deutschland und Osterreich-Ungarn bedrohen.“
Noch ehe dies Telegramm seine Bestimmung erreichte,
war die bereits am Vormittag desselben Tages angeord-
nete, offensichtlich gegen uns gerichtete Mobilisierung der
gesamten russischen Streitkräfte in vollem Gange. Das
Telegramm des Zaren aber war um 2 Uhr nachmittags
aufgegeben.
Nach Bekanntwerden der russischen Gesamtmobilisation
in Berlin erhielt am Nachmittag des 31. Juli der Kaiser-
liche Botschafter in Petersburg den Befehl, der russischen
Regierung zu eröffnen, Deutschland habe als Gegenmaß-
regel gegen die allgemeine Mobilisierung der russischen
Armee und Flotte den Kriegszustand verkündet, dem die
Mobilisation folgen müsse, wenn Rußland nicht binnen
12 Stunden seine militärischen Maßnahmen gegen Deutsch-
land und Osterreich-= Ungarn einstelle und Deutschland
davon in Kenntnis setze.
Gleichzeitig wurde der Kaiserliche Botschafter in Paris
angewiesen, von der französischen Regierung binnen 18
Stunden eine Erklärung zu verlangen, ob sie in einem
russisch-deutschen Kriege neutral bleiben wolle.
Die russische Regierung hat durch ihre die Sicherheit