60 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
loses Elend zu vermeiden. Bis Ich diese Antwort er-
halten habe, bin Ich zu Meiner Betrübnis nicht in der
Lage, auf den Gegenstand Deines Telegramms einzu-
gehen. Ich muß auf das ernsteste von Dir verlangen,
daß Du unverzüglich Deinen Truppen den Befehl gibst,
unter keinen Umständen auch nur die leiseste Verletzung
unserer Grenzen zu begehen.“
Da die Rußland gestellte Frist verstrichen war, ohne
daß eine Antwort auf unsere Anfrage eingegangen wäre,
hat Seine Majestät der Kaiser und König am 1. August
um 5 Uhr nachm. die Mobilmachung des gesamten deut-
schen Heeres und der Kaiserlichen Marine befohlen.
Der Kaiserliche Botschafter in Petersburg hatte inzwischen
den Auftrag erhalten, falls die russische Regierung inner-
halb der ihr gestellten Frist keine befriedigende Antwort
erteilen würde, ihr zu erklären, daß wir nach Ablehnung
unserer Forderung uns als im Kriegszustand befindlich
betrachten. Ehe jedoch eine Meldung über die Ausführung
dieses Anftrages einlief, überschritten russische Truppen,
und zwar schon am Nachmittag des 1. August, also des-
selben Nachmittags, an dem das eben erwähnte Telegramm
des Zaren abgesandt war, unsere Grenze und rückten auf
deutschem Gebiet vor.
Hiermit hat Rußland den Krieg gegen uns begonnen.
Inzwischen hatte der Kaiserliche Botschafter in Paris die
ihm befohlene Anfrage an das französische Kabinett am
31. Juli um 7 Uhr nachmittags zugestellt.
Der französische Ministerpräsident hat darauf am
1. August um 1 Uhr nachmittags eine zweidentige und
unbefriedigende Antwort erteilt, die über die Stellung-
nahme Frankreichs kein klares Bild gibt, da er sich darauf
beschränkte, zu erklären, Frankreich würde das tun, was
seine Interessen ihm geböten. Wenige Stunden darauf,
um 5 Uhr nachmittags, wurde die Mobilisierung der ge-
samten französischen Armee und Flotte angeordnet.