Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

62 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund. 
eigene Stellung gegen den Ansturm feindlicher Kräfte zu 
schirmen. 
Mit schwerem Herzen habe Ich Meine Armee gegen 
einen Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so 
vielen Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit auf- 
richtigem Leid sah Ich eine von Deutschland treu bewahrte 
Freundschaft zerbrechen. Die Kaiserlich russische Regierung 
hat sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus 
nachgebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Be- 
günstigung verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses 
Krieges veranlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die 
Seite unserer Gegner gestellt hat, konnte uns nicht über- 
raschen. Zu oft sind unsere Bemühnngen, mit der Fran- 
zösischen Republik zu freundlicheren Beziehungen zu ge- 
langen, auf alte Hoffnungen und alten Groll gestoßen. 
Geehrte Herren! Was menschliche Einsicht und Kraft 
vermag, um ein Volk für die letzten Entscheidungen zu 
wappnen, das ist mit Ihrer patriotischen Hilfe geschehen. 
Die Feindseligkeit, die im Osten und im Westen seit langer 
Zeit um sich gegriffen hat, ist nun zu hellen Flammen 
aufgelodert. Die gegenwärtige Lage ging nicht aus vorüber- 
gehenden Interessenkonflikten oder diplomatischen Konstel- 
lationen hervor, sie ist das Ergebnis eines seit langen 
Jahren tätigen Ubelwollens gegen Macht und Gedeihen 
des Deutschen Reichs. 
Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un- 
beugsame Wille, den Platz zu bewahren, auf den Gott uns 
gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter. 
Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind, 
werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem 
Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren, 
das Außerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr 
mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das 
Schwert.
	        
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