62 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und dem Zweibund.
eigene Stellung gegen den Ansturm feindlicher Kräfte zu
schirmen.
Mit schwerem Herzen habe Ich Meine Armee gegen
einen Nachbar mobilisieren müssen, mit dem sie auf so
vielen Schlachtfeldern gemeinsam gefochten hat. Mit auf-
richtigem Leid sah Ich eine von Deutschland treu bewahrte
Freundschaft zerbrechen. Die Kaiserlich russische Regierung
hat sich, dem Drängen eines unersättlichen Nationalismus
nachgebend, für einen Staat eingesetzt, der durch Be-
günstigung verbrecherischer Anschläge das Unheil dieses
Krieges veranlaßte. Daß auch Frankreich sich auf die
Seite unserer Gegner gestellt hat, konnte uns nicht über-
raschen. Zu oft sind unsere Bemühnngen, mit der Fran-
zösischen Republik zu freundlicheren Beziehungen zu ge-
langen, auf alte Hoffnungen und alten Groll gestoßen.
Geehrte Herren! Was menschliche Einsicht und Kraft
vermag, um ein Volk für die letzten Entscheidungen zu
wappnen, das ist mit Ihrer patriotischen Hilfe geschehen.
Die Feindseligkeit, die im Osten und im Westen seit langer
Zeit um sich gegriffen hat, ist nun zu hellen Flammen
aufgelodert. Die gegenwärtige Lage ging nicht aus vorüber-
gehenden Interessenkonflikten oder diplomatischen Konstel-
lationen hervor, sie ist das Ergebnis eines seit langen
Jahren tätigen Ubelwollens gegen Macht und Gedeihen
des Deutschen Reichs.
Uns treibt nicht Eroberungslust, uns beseelt der un-
beugsame Wille, den Platz zu bewahren, auf den Gott uns
gestellt hat, für uns und alle kommenden Geschlechter.
Aus den Schriftstücken, die Ihnen zugegangen sind,
werden Sie ersehen, wie Meine Regierung und vor allem
Mein Kanzler bis zum letzten Augenblick bemüht waren,
das Außerste abzuwenden. In aufgedrungener Notwehr
mit reinem Gewissen und reiner Hand ergreifen wir das
Schwert.