Nunderlaß des Reichskanzlers vom 24. Dez. 1914. 69
Früchte unserer friedlichen Arbeit, um das Erbe einer gro-
ßen Vergangenheit und um unsere Zukunft. Die 50 Jahre
sind noch nicht vergangen, von denen Moltke sprach, daß
wir gerüstet dastehen müßten, um das Erbe, um die Er-
rungenschaften von 1870 zu verteidigen. Jetzt hat die große
Stunde der Prüfung für unser Volk geschlagen. Aber mit
heller Zuversicht sehen wir ihr entgegen. Unsere Armee
steht im Felde, unsere Flotte ist kampfbereit — hinter ihr
das ganze deutsche Volkl — Das ganze deutsche Volk
Gu den Sozialdemokraten) einig bis auf den letzten Mann!
Sie, meine Herren, kennen Ihre Pflicht in ihrer ganzen
Größe. Die Vorlagen bedürfen keiner Begründung mehr.
Ich bitte um ihre schnelle Erledigung.
5. Runderlaß des Reichskanzlers.
„Norddentsche Allgemeine Zeitung“, Berlin, den 24. Dez. 1914.
Großes Hauptquartier, den 24. Dezember 1914.
In der Rede, die Ministerpräsident Viviani in der
französischen Kammer gehalten hat, befindet sich der Passus,
daß Frankreich und Rußland am 31. Juli dem englischen
Vorschlag beigestimmt hätten, die militärischen Vor-
bereitungen einzustellen und in Verhandlungen
in London einzutreten. Hätte Deutschland zugestimmt,
so hätte der Friede noch in dieser letzten Stunde erhalten
werden können.
Da ich diese im französischen Parlament ausgesprochene
falsche Behauptung gegenwärtig von der Tribüne des
Deutschen Reichstags nicht widerlegen kann, so sehe ich
mich veranlaßt, Euer pp. die nachfolgenden Darlegungen
zuzustellen mit dem Ersuchen, davon den weitestgehenden
Gebrauch zu machen.
Der britische Konferenzvorschlag, der im englischen
Blaubuch unter Nummer 36 abgedruckt ist, stammt vom
26. Juli. Sein Inhalt war, daß Vertreter von Deutsch-