Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

80 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Belgien. 
zeit auf die Unterstützung Hollands nicht rechnen könne. 
Er habe ferner vertraulich mitgeteilt, daß die englische 
Regierung die Absicht habe, die Basis für den englischen 
Verpflegungsnachschub nach Antwerpen zu verlegen, sobald 
die Nordsee von allen deutschen Kriegsschiffen gesäubert 
sei. Des weiteren regte der englische Militärattaché die 
Einrichtung eines belgischen Spionagedienstes in der Rhein- 
provinz an. 
Das vorgefundene militärische Material erfährt eine 
wertvolle Ergänzung durch einen ebenfalls bei den Geheim- 
papieren befindlichen Bericht des langjährigen belgischen 
Gesandten in Berlin Baron Greindl an den belgischen 
Minister des Außern, in dem mit großem Scharfsinn die 
dem englischen Angebot zugrunde liegenden Hintergedan- 
ken enthüllt werden, und in dem der Gesandte auf das 
Bedenkliche der Situation hinweist, in die sich Belgien 
durch eine einseitige Parteinahme zugunsten der Entente- 
mächte begeben habe. In dem sehr ausführlichen Bericht 
der vom 23. Dezember 1911 datiert ist, und dessen vollstän- 
dige Veröffentlichung vorbehalten bleibt, führt Baron 
Greindl aus, der ihm mitgeteilte Plan des belgischen General= 
stabs für die Verteidigung der belgischen Neutralität in 
einem deutsch-französischen Kriege beschäftigte sich nur mit 
der Frage, was für militärische Maßnahmen für den Fall 
zu ergreifen seien, daß Deutschland die belgische Neutrali- 
tät verletze. Die Hypothese eines französischen Angriffs 
auf Deutschland durch Belgien habe aber gerade soviel 
Wahrscheinlichkeit für sich. Der Gesandte führt dann wört- 
lich folgendes aus: " 
„Von der französischen Seite her droht die Gefahr 
nicht nur im Süden von Luxemburg. Sie bedroht uns 
auf unserer ganzen gemeinsamen Grenze. Für diese 
Behauptung sind wir nicht nur auf Mutmaßungen an- 
gewiesen. Wir haben dafür positive Anhaltspunkte. 
„Der Gedanke einer Umfassungsbewegung von Norden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.