Der Neutralitätsbruch Velgiens. 85
Die belgische Regierung hat erklärt, es sei nur natürlich,
daß der englische Militärattaché in Brüssel während der
Algeciras -Krisis den Chef des belgischen Generalstabes
nach den Maßnahmen gefragt habe, die die Verletzung der
von England gewährleisteten Neutralität Belgiens verhin-
dern sollten. Der Chef des Generalstabes, General Du-
carme, habe geantwortet, daß Belgien imstande sei, einen
Angriff, von welcher Seite er auch komme, abzuwehren.
Die belgische Regierung knüpft hieran die Bemerkung: „Hat
die Unterhaltung diese Grenzen überschritten, und hat Oberst
Barnardiston den Kriegsplan dargelegt, den der britische
Generalstab einzuhalten wünschte für den Fall, wo diese
Neutralität verletzt werden sollte? Wir bezweifeln es.“
Indem sie die unverkürzte Veröffentlichung des in den bel-
gischen Geheimakten aufgefundenen Materials fordert, ver-
sichert die belgische Regierung feierlich, daß sie niemals
direkt oder indirekt aufgefordert worden sei, sich im Falle
eines deutsch-französischen Krieges der Tripleentente an-
zuschließen.
Wie die vorstehend skizzierten Erklärungen erkennen
lassen, hat die englische Regierung von vornherein darauf
verzichtet, die Feststellungen der Kaiserlichen Regierung
zu bestreiten. Sie hat sich auf einen Versuch beschränkt,
sie zu beschönigen. Sie mag sich wohl gesagt haben, daß
bei dererdrückenden Fülledes vorhandenen Beweismaterials
eine Ableugnung der Tatsachen zwecklos und bedenklich sein
würde. Die inzwischen erfolgte Aufdeckung eines englisch-
belgischen militärischen Nachrichtendienstes und das Auf-
finden der von den amtlichen englischen Stellen hergestell-
ten Kriegskarten von Belgien erweisen erneut, eine wie
eingehende militärische Vorbereitung der englisch-belgische
Kriegsplan gegen Deutschland erfahren hatte.
Wir lassen hier den Wortlaut des im Konzept auf-
gefundenen Berichts des Generals Ducarme an den bel-