Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

88 Der Ausbruch des Krieges zwischen Deutschland und Belgien. 
Oberstleutnant Barnardiston, daß er niemals vertrau- 
liche Mitteilungen der anderen Militärattachés über unsere 
Armee erhalten habe. Er gab darauf genau die nume- 
rischen Daten über die englischen Kräfte an; wir könnten 
darauf rechnen, daß in 12 oder 13 Tagen 2 Armeckorps, 
4 Kavalleriebrigaden und 2 Brigaden berittener Infanterie 
gelandet werden könnten. 
Er bat mich darum, die Frage des Transports dieser 
Streitkräfte nach demjenigen Landesteil zu studieren, wo“ 
sie nützlich sein könnten, und versprach mir, zu diesem 
Zwecke die detaillierte Zusammensetzung der Landungsarmee 
zu geben. « 
Er kam auf die Frage der Effektivstärke unserer Feld- 
armee zurück und bestand darauf, daß man keine Detache- 
ments nach Namur und Lüttich abzweigen sollte, denn diese 
Plätze hätten genügende Garnisonen. Er bat mich, meine 
Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit zu richten, der eng- 
lischen Armee zu gestatten, an den Vergünstigungen teil- 
zuhaben, die das Reglement über die Kriegsleistungen. 
vorsehe. Endlich bestand er auf der Frage des Oberbefehls. 
Ich antwortete ihm, daß ich über diesen letzten Punkt 
nichts sagen könne, und versprach ihm, die anderen Fragen 
aufmerksam zu studieren. 
Später bestätigte der englische Militärattaché seine 
frühere Schätzung: 12 Tage würden wenigstens notwendig 
sein, um die Landung an der französischen Küste zu be- 
werkstelligen. Es würde bedeutend längere Zeit notwen- 
dig sein (1 bis 2½ Monate), um 100000 Mann in Ant- 
werpen zu landen. 
Auf meinen Einwand, daß es unnötig sei, die Beendi- 
gung der Landung abzuwarten, um mit den Eisenbahn- 
transporten zu beginnen, und daß man sie besser nach Maß- 
gabe der jeweiligen Truppenankünftean der Küsteeinrichten 
sollte, versprach mir Herr Barnardiston genaue Daten 
über den täglichen Landungsetat.
	        
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