Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

Der Reutralitätsbruch Velgiens. 91 
ston mit, daß er zurzeit auf eine Unterstützung oder eine 
Intervention Hollands wenig Hoffnung setze. Er teilte 
mir zugleich mit, daß seine Regierung beabsichtige, die 
englische Verpflegungsbasis von der französischen Küste 
nach Antwerpen zu verlegen, sobald die Nordsee von allen 
deutschen Schiffen gesäubert sei. 
Bei allen unseren Unterhaltungen setzte mich der Oberst 
regelmäßig von den vertraulichen Nachrichten in Kenntnis, 
die er über die militärischen Verhältnisse bei unseren öst— 
lichen Nachbarn erhalten hatte. Zur selben Zeit betonte 
er, daß für Belgien eine gebieterische Notwendigkeit vor— 
liege, sich dauernd darüber unterrichtet zu halten, was in 
dem uns benachbarten Rheinland vor sich gehe. Ich mußte 
ihm gestehen, daß bei uns der ausländische Uberwachungs- 
dienst in Friedenszeiten nicht unmittelbar dem General- 
stab unterstehe, wir hätten keine Militärattachés bei unseren 
Gesandtschaften. Ich hütete mich indessen sehr, ihm ein- 
zugestehen, daß ich nicht wußte, ob der Spionagedienst, 
der durch unsere Reglements vorgeschrieben ist, in Ordnung 
war oder nicht. Aber ich halte es für meine Pflicht, hier 
auf diese Lage aufmerksam zu machen, die uns in einen 
Zustand offenbarer Unterlegenheit gegenüber unseren Nach- 
barn und eventuellen Feinden versetzt. 
Generalmajor, Chef des Generalstabs, 
Unterschrift. 
Notiz. 
Als ich den General Gierson während der Manöver 
1906 traf, versicherte er mir, daß die Reorganisation der 
englischen Armee den Erfolg herbeiführe, daß nicht nur 
die Landung von 150000 Mann gesichert sei, sondern das 
hierdurch auch die Aktion des Heeres in einer kürzeren 
Zeit gewährleistet werde, als im vorstehenden angenom- 
men wurde. 
Abgeschlossen September 1906. 
Unterschrift.
	        
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