Full text: Staatslexikon. Erster Band: Abandon bis Elsaß-Lothringen. (1)

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Kindern in der Zigarrenhausindustrie erst auf je 
11,2 lebende Kinder ein verstorbenes Kind kommt. 
Als Grund wird angeführt, daß hier die Kinder 
sich einer besseren Pflege erfreuen, während sonst 
ja die Verhältnisse in der Hausindustrie schlechter 
find (Denkschrift 137). — Welch schädlichen Ein- 
fluß auch die Fabrikarbeit der Mädchen auf die 
spätere Säuglingssterblichkeit ausübt, beweist eine 
Mitteilung für den Bezirk Mainz: Bei Fabrik- 
frauen, welche vor ihrer Verheiratung noch nicht in 
Fabriken tätig gewesen waren, betrug die Säug- 
lingssterblichkeit 14%, während sie bei den Frauen, 
die schon vor ihrer Verheiratung in Fabriken ge- 
arbeitet hatten, 31 % betrug (Denkschrift 140). — 
Wie die wirtschaftliche Lage und Säuglingssterb- 
lichkeit einander bedingen, ergibt die Statistik für 
Berlin. In der reicheren westlichen Vororten be- 
trug 1903/05 die Säuglingssterblichkeit 15,87 auf 
100 Lebendgeborne, während sie in den sonstigen 
Vororten 24,21 % und für ganz Berlin 20,16 % 
betuug Reichsorbeitsölatt 1907, 170). 
9. Lohnstatistik. Eine Lohnstatistik 
fehlt im Heutschen Reich. Private Erhebungen ge- 
nügen nicht, weil sie, abgesehen von der Unzuverläs- 
figkeit der Angaben, stets lückenhaft sind und so 
kein gültiges Durchschnittsbild ergeben. Auch die 
Lohnlisten der Berufsgenossenschaften geben durch- 
aus kein Bild der wirklichen Löhne. Zunächst wer- 
den die Löhne, soweit sie (früher 4, seit 1905) 5 M 
täglich übersteigen, nur zu einem Drittel in An- 
rechnung gebracht; anderseits wird für die jugend- 
lichen und noch nicht ausgelernten Arbeiter der orts- 
übliche Taglohn als Mindestlohn eingesetzt. Decken 
sich die Lohnsummen so nicht mit den wirklich ge- 
zahlten Lohnsummen, so ist es noch viel weniger 
zulässig, etwa die Gesamtlohnsumme der einzelnen 
Berufsgenossenschaft, dividiert durch die Zahl der 
Versicherten, als den üblichen Jahresdurchschnitts- 
lohn des einzelnen Arbeiters zu betrachten. Zunächst 
weiß man nicht, inwieweit jugendliche und weib- 
liche Arbeiter beteiligt sind; zudem sind nicht alle Ver- 
sicherten während des ganzen Jahrs und mit ihrer 
ganzen Arbeitskraft in der Berufsgenossenschaft 
tätig. — Auch ein Vergleich der verschiedenen Jahre 
kann nur mit größter Vorsicht angestellt werden. Je- 
der Wechsel bezüglich des Umfangs der versicherungs- 
pflichtigen Betriebe und Personen kann eine andere 
Eruppierung der Lohnverhältnisse ergeben. Im all- 
gemeinen streben die Berufsgenossenschaften, den 
Kreis der versicherten Betriebe möglichst weit aus- 
zudehnen, d. h. auch die kleineren Betriebe mit nie- 
drigeren Durchschnittslöhnen einzubeziehen. Um so 
bemerkenswerter ist es, wenn die Durchschnittslöhne 
stetig steigen. Jedenfalls bietet ein Vergleich der ver- 
schiedenen Jahre bei aller Kritik im einzelnen den 
vollgültigen Beweis, daß die Einkommensverhält- 
nisse fich in stetig aufsteigender Linie bewegen. Wenn 
wir einige wichtige Industriegruppen herausgreifen, 
so ergibt sich folgendes (s. nebenstehende Tabelle!. 
Die nebenstehende Zusammenstellung ergibt zu- 
nächst, daß trotz der gewaltig steigenden Verwen- 
dung der Maschinen die Zahl der beschäf- 
tigten Arbeiter (abgesehen von vereinzelten 
Jahren wirtschaftlicher Depression) sich stetig ver- 
mehrt hat; daß ferner sowohl die Gesamtlöhne 
als auch die Individuallöhne eine steigende 
Tendenz haben. 
Eine genaue Lohnstatistik wird im Bergbau 
geführt. Eine vergleichende Übersicht über den 
Arbeiterfrage. 
  
  
  
  
  
  
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Jähres- 
Berufsgenofsen- 2 Zadt der lohn 
schaft Z Lohnsumme pro Ver- 
shcherten sicherten 
Name Personen X 
Knappschafts-B. 1886, 343 707 250 795 600 729.7 
1892 424440 379 578700 6894,4 
1896, 446 342 416 636 600 933,5 
1900 565 060 625 585 100 1 107,1 
1901 607 367 706 736 5324 1 163.6 
1602 601 132 665 561 419 1107.2 
04 26 748 914400 1 165/6 
1503 689 218 891 222 054 1293.0 
Kbeinisch-Wese- 1886 70313 66 989 900 932,7 
lische Hütten- u. 1892 39458 95 661200 10694 
Walzwerks-B. 1896, 103 651 115 161400 1 1110 
1900134 711 166 781900 1238,0 
1901, 126 902 166 253 692 1310.0 
1902 126 488 164 683 6063/) 1 3020 
1904 136 961 187 160 8ö0 1366.5 
1906/ 163 507 245 387252 1 500,8 
Nordwestliche 1886, 50 709 40 820 200 805,.0 
Eisen= und 1892 78112 66 815 800 855.5 
Stahl-B. 1896. 91288 80 659 000 883.6 
1900 132 383 121051 700 9144 
1901 129 159 125 984 917 975.4 
1902| 125 534 123 555 8399 984,.2 
1904 131 750 135 204 300 10,2 
1906 151 774 165269236 1088.9 
Chemische Indu- ½n 7186428 60 054000 7065.7 
strie-B. 92 103020 85 077 700, 825,9 
18533 125 447 107 100 100 883.8 
1900 154 479 143 572200 92929.4 
1901 161 065 135 664 867 1 - 
1902 165 885 159 655 877 9524 
1904 183 532 179 645 900 978.8 
1906 202177 210 901 537 104#32 
Norddeutsche Tex1886 104 912 1 56 511 300 538.5 
til-B. 1892 117293 66 867 100 5760,1 
1896. 123 585 78 486 300 6350 
1900 118 610 79 868 6e00 6273.4 
1901, 116 817 81 162 499 694.6 
1902 119 519 95 029 176 711.4 
1904 123 089 90 242 700 733,1 
1905 1260% 9748010 773,6 
Süddeutsche Tex- * 64 53: 385 4152 000 549.4 
til-B. 1892 80 644 46298 200 574.1 
i8 53213 5V 123 700 602,2 
1900 104 514 65 282 600 624,6. 
1901/ 103 77: 65 720 025 633,2 
1902 103 780 68 389 696 68584,9 
190 101 637 72924 500 696.9 
ivoe 119538 82 508361 6911 
Textil-B. von El-. 1886 57530 34 459 900 598,9 
saß-Lothringen 1892 60240 36 672 3860 608,7 
1896 64184 11 417700 645,5 
19800 63 305 12 424000 670.1 
1901 63 577 43 389 367 682,4 
1902 66 209 45 005 818 679.,8 
1904 66 836 46 734 900 699,3 
1906 66 586 T 48 078 846 722,1 
Rheinisch-Westfä.1886 92 324 57067 200 618,1 
lische Textil-.1892 109020 72540 600 666.4 
1896 123886 87 378 200 705.4 
1900 130 778. 101 542 700 776.5 
1901 126 567 96 963 996 766. 1 
1902 128 814 100 764 197 782,0 
1904 135 043 108 632 500 804,4 
1906 142 355 121 59931 852.5 
Sächsische Textil-1888 116007 6. 119200 5335.5 
B. 1892 153135 82 7180000 540,2 
1896 173 882 102 667 500 590,5 
1900 188 811 118 694 700 628,5 
1901 187 188 122 622 178 6355.0 
1902 202 473 132 611447 655,0 
1904 216 014 146568 800 678.5 
1906 233952 168 737349 721,2 
Brauerei u. Mäl-1886 51 749 44545 000 860,8 
zerei-B. 1892 76 823 14012 400 963.5 
1896 91239 86 721 300 950,9 
1900 97 632 108 673 100 1 113,1 
1901 100 903 114 709 137 1136,8 
1902 106 471 116 577 100 1094,9 
1904 109 597 122 393 1 116,8 
1906 112 339 133 170 633 1185,4 
 
	        
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