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deutschen Hypothekenbankgesetz von Göppert (1900),
Merzbacher (1900), Hillig (1900).
Zu II u. III: Hübner, Die B. (2 Tle, 1854);
Ad. Wagner, Art. „B.“ in Schönbergs Handb.
der polit. Okonomie; Art. „B.“ im Handwörter-
buch der Staatswissenschaften II (81908 ff); Ad.
Weber, Depositenbanken u. Spekulationsbanken
(1902); Warschauer, Physiologie der deutschen B.
(1903); Loeb, Die Berliner Großbanken 1895/1902
u. die Krisis 1900/02 (1903; Schriften des Vereins
für Sozialpol. Bd 110); Buff, Kontokorrentgeschäft
im deutschen Bankgewerbe (1904); Warschauer,
Depofitenbankwesen in Deutschl. mit bes. Berück-
sichtigung der Spareinlagen (Jahrbücher für Nat.=
Okon. u. Stat. 1904; dort weitere Lit. über Depo-
sitenbanken); Die Störungen im deutschen Wirt-
schaftsleben während der Jahre 1900 ff; Schriften
der Vereins für Sozialpol. Bd 105/112 (1903);
Riesser, Zur Entwicklungsgesch. der deutscher Groß-
banken, mit bes. Rücksicht auf die Konzentrations-
bewegungen (1905); Steinberg, Die Konzentration
im Bankgewerbe (1905); Jeidels, Verhältnis der
deutschen Großbanken zur Industrie (1905); Wal-
lich, Die Konzentration im deutschen Bankwesen
(1906); Riesser, Bankdepotgesetz (21906); Gumbel,
Der Stahlkammerfachvertrag der deutschen B.
(1908); Rosendorff, Die deutschen B. im über-
seeischen Verkehr (Schmollers Jahrb. 1904); ders.,
Die deutschen Überseebanken u. ihre Geschäfte (1908);
Buchwald, Technik des Bankbetriebs (71908); Leit-
ner, Das Bankgeschäft u. seine Technik (21905);
Obst, Geld-, Bank- u. Börsenwesen (71907). Zeit-
schriften: Monatsschr. für Handelsrecht u. Bank-
wesen (seit 1892); Bankarchiv (seit 1901); Die Bank
(seit 1908). v. Steinle, rev. Sacher.]
Bankrott s. Konkursordnung.
Bann (Kirchenbann) s. Kirchenstrafen.
Bastiat, Frädéric, der hervorragendste
Vertreter der neufranzösischen Freihandelsschule,
geb. den 29. Juni 1801 zu Bayonne (Dep. Basses-
Pyrenées), stammte aus angesehener Kaufmanns-
familie. Sein Großvater, aus dem benachbarten
Mugron (am Adour) stammend, hatte dort nach
der Erhebung Bayonnes zum Freihafen (nach
dem Versailler Vertrag 1784) ein blühendes Han-
delshaus begründet; sein Vater konnte gegen das
Prohibitivsystem des ersten Kaiserreichs nur mit
den äußersten Anstrengungen das Vermögen und
das Ansehen der Familie aufrechterhalten. So sehr
die Familientraditionen nach dieser Seite hin seine
erste häusliche Erziehung beeinflußten, tiefer noch
wirkte der religiöse Zwiespalt, in welchem ein Teil
der Familie dem seit den Tagen Saint-Cyrans
in Bayonne wohl akkreditierten jansenistischen
Rigorismus anhing, während ein anderer dem
Naturalismus IJ. J. Rousseaus in der Erziehung
huldigte. Die auch Frederic in letzterer Hinsicht
eingeflößte Richtung konnte von der ihm in dem
Kolleg zu Saint-Sever und dann auf der be-
rühmten Klosterschule zu Sorcze gegebenen Aus-
bildung nicht ganz überwunden werden. Als
Frédéric im 18. Lebensjahr bei seinen seltenen
Anlagen und seiner Vorliebe für literarisch-philo-
sophische Studien unter den Rechnungsbüchern
Bankrott — Bastiat.
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und dem lärmenden Geschäftsbetrieb seines Onkels
zu Bayonne erkannte, daß hier nicht sein Beruf
sei, suchte er in der Fortsetzung seiner liebgewon-
nenen Studien Ersatz, und fortan trat die Lektüre
nationalökonomischer Schriften, namentlich der-
jenigen des wegen seiner „inneren Evidenz“ Bastiat
am meisten anziehenden J.-B. Say, in den Vor-
dergrund; in seinem 21. Jahr hatte die erneute
Pflege des Rousseauschen Naturalismus beim
Mangel der rechten christlichen Einflüsse nach hef-
tigen inneren Kämpfen jenen skeptizistischen Idea-
lismus in ihm ausgebildet, den erst schwere Lebens-
schicsale und langjährige, unausgesetzte Studien
zum Teil überwinden sollten. — Unerwartet schnell
verwirklichte sich im Jahr 1825 Bastiats Lieb-
lingswunsch, sich ganz vom Geschäftsleben zu-
rückziehen und in ländlicher Stille ausschließlich
seinen Studien leben zu können, als er durch den
Tod seines Großvaters Erbe des großen Familien-
guts zu Mugron wurde. Dorthin zog er sich zurück.
Wenn man in seinen Briefen die seltsam glühende
Begeisterung für die liberalen Strebungen auf der
ganzen Linie der Opposition gegen die Bourbonen
liest, dabei seinen Abscheu vor den rohen Exzessen
der Voltairianer und Materialisten, seine Beach-
tung der Arbeiten christlicher Publizisten, wie
de Maistre, de Bonald, Lamennais, seine umfassen-
den Studien über J. B. Say, Dunoyer, Smith,
Destutt de Tracy, Franklin und Charles Comte,
seine feinsinnigen Bemerkungen über die Vorzüge
und Fehler ihrer Systeme in einer in seltenem Grad
edlen und klaren, ganz von romantischer An-
schauung durchtränkten Sprache im Auge behält,
so findet man auf den ersten Blick keine befriedi-
gende Erklärung für die Tatsache, daß dieser
reich begabte, unabhängige, von seiner Umgebung
so hochgeschätzte Mann trotz aller Bitten des ihn
mit schwärmerischer Liebe verehrenden Freundes-
kreises bis zum Jahr 1844 sich nicht entschließen
konnte, mit seinen Ideen vor die Offentlichkeit zu
treten. Das schwere Schicksal einer (nicht ohne
eigene Schuld) tief unglücklichen Ehe bietet keine
Erklärung, auch nicht die außerordentliche politische
Erregtheit seiner Zeit und seiner Umgebung, die
ihn zu einer fast komischen Rolle bei dem juli-
revolutionären Pronunciamento in Bayonne ver-
leitete. Auch die Erhebung zum Friedensrichter
seines Kantons (1831), welches Amt er 15 Jahre
mit noch heute unvergessener Integrität und Au-
torität bekleidete, sowie seine stets (seit 1832) er-
neute Wahl zum Generalrat des Departements
brachten keine Anderung. Wir glauben nicht zu
irren, wenn wir den Grund für obige Tatsache
in der eigentümlichen Entwicklung des Bastiatschen
Ideenganges suchen. Bastiat war durchaus Auto-
didakt, einer der durchgebildetsten Theoretiker der
modern-liberalen Freiheitsidee auf allen Gebieten;
für ihn war die politische Freiheit nur ein Moment,
die Durchgangsstufe zur wirtschaftlichen und Han-
delsfreiheit, welche das moderne Verkehrswesen
trotz aller politischen Schranken tatsächlich als