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der hauptsächl. B.n des Auslands (1905); R. Co-
sack, Lehrbuch des Handelsrechts (6(1903); Zeitschr.
für das ges. Handelsrecht, Jahrg. 1858 ff; E. Fi-
scher, Der Begriff u. die Errichtung einer B. nach
dem Reichsb.ngesetz (Annalen des Deutschen Reichs,
Jahrg. 1899); Monatsschr. für Handelsrecht u.
Bankwesen von P. Holdheim, die verschiedenen
Handelszeitungen u. teilweise auch die großen Ta-
geszeitungen.
Üliber die deutsche B.nsteuer sind außer den kurzen
Behandlungen in den Lehrbüchern über Finanz-
wissenschaft noch speziell zu vergleichen: Cohn, Ein
Wort zur B.nsteuer (Jahrbuch für Nat. u. Statistik,
neue Folge X); Friedberg, Die B. steuer (1875);
ders., Das Reichsbensteuergesetz (Jahrbuch für Nat.
u. Statistik, neue Folge XI); Perrot, Die B. u.
Binsteuer (1880); Scheimpflug, Zur Reform der
österr. B. nverkehrssteuer (21882); Loeck, Reichs-
stempelgesetz (1906). (Schweyer, rev. Fülles.)
Bossuet, Jacques Bénigne, Bischof
von Meaux (1627/1704), wurde geboren den
27. Sept. 1627 zu Dijon, entstammte einer alten,
angesehenen Familie der hochburgundischen Parla-
mentsmagistratur, deren streng royalistische Tradi-
tionen ihm in einer auf rastloser Arbeit und früher
Selbstzucht beruhenden häuslichen Erziehung ein-
geprägt wurden. Seine literarische Ausbildung
erhielt er in dem Jesuitenkolleg seiner Vaterstadt,
wo ihn seine Talente, sein staunenswerter Fleiß
— bos suetus aratro, spotteten die Mitschüler —
sowie seltene Liebe zur Zurückgezogenheit vor
allen Mitschülern auszeichneten. Mit 8 Jahren
erhielt er als ein zum Dienst der Kirche Be-
stimmter die Tonsur, mit 13 Jahren ein Kanoni-
kat in Metz, wohin sein Vater als Rat bei dem neu
errichteten Parlament berufen war. Mit 15 Jahren
bezog er die Pariser Universität, die damals noch
nicht wie später von Ludwig XIV. fast zur Bedeu-
tungslosigkeit herabgedrückt war. Er trat in das
Kolleg Navarra, neben der Sorbonne das älteste
und damals inmitten des anhebenden Jansenismus
im Vordergrund der theologischen Bewegung ste-
hende Kolleg, wo er unter dem Großmeister Ni-
kolaus Cornet seine philosophischen und theolo-
gischen Studien durchmachte, ohne von seiner klas-
sischen Weiterbildung, namentlich im Griechischen,
abzulassen.
Mit der Ankunft in Paris erschloß sich ihm
eine neue Welt. Am Tag nach seinem Eintreffen
(Anfang Sept. 1642) sah er den letzten feier-
lichen Einzug des sterbenden Richelien (gest.
4. Dez.), des Begründers der französischen Welt-
politik, deren unselige Folgen ihn einst um den
besten Teil seines hohen Ruhms, freilich nicht
ohne eigenes Verschulden, bringen sollten. Die
beiden Jahrzehnte des Ministeriums Richelien
hatten die französische Monarchie auf die Bahn
gestellt, deren Ende ihr tragischer Untergang in
blutiger Revolution bringen sollte, an deren Aus-
gangspunkt das vierfache Erbe seiner Politik liegt:
die Beseitigung der Hugenotten-Republik nach 11
Religionskriegen der furchtbarsten Art, der Unter-
gang des Feudalismus in seinen ruhelosen Atten-
Bossuet.
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taten auf die Einheit und kraftvolle Entfaltung
der Staatsgewalt, die durch die skrupellose Ernie-
drigung des Hauses Osterreich-Spanien begründete
nationale Uberhebung Frankreichs und der Ruin
jedes nur auf positiv christlichen Grundlagen mög-
lichen internationalen Staaten= und Völkerrechts.
Noch hinderten die Schwächen der Regentschaft
Annas von Österreich, die wiederholten Revolten
der Fronde, diesmal des Feudaladels in Verbin-
dung mit der obern Bourgeoisie, und die Maza-
rinsche Interessenpolitik den vollen Durchbruch der
Richelieuschen Weltpolitik; allein die Niederhaltung
Spaniens (Schlacht bei Rocroy 1643), der Ab-
schluß des für die Gesamtinteressen Frankreichs so
günstigen Westfälischen Friedens (1648) und des
für die Sicherung seiner Weltpolitik so wichtigen
Pyrenäen-Friedens (1659) hielten die Bahn für
ihre volle Verwirklichung offen. Was diesen Herr-
schaftsgelüsten eine breite Gasse in den noch frei-
heitlich gesinnten VBolksmassen bahnte, war einer-
seits die durch die Fronde neu erweckte Furcht vor
Wiederkehr der Schrecken und Greuel der Kriegs-
anarchie, anderseits der von der Hofpolitik und
dem Beamtentum geflissentlich genährte Wahn,
nur das absolute Königtum biete hier wirksamen
Schutz und Rettung. Hatten doch seit Ludwig XI.
bereits die zentralisierenden Bestrebungen des Kö-
nigs, verbunden mit dem Ruhm und Glanz des
Hoflebens und der Politik der Erniedrigung des
Adels und der Hebung der Bourgeeisie, alle hier
der Volksfreiheit und den Volksrechten drohenden
Gefahren zu oft und zu leicht übersehen lassen.
Während der endlosen Unruhen und Auf-
regungen der Fronde vollendete Bossuet im Na-
varrakolleg seine Studien in so glänzender Weise,
daß ihm die frühe Huldigung des Hotel Ram-
bouillet und dessen Précieuses für seine außerge-
wöhnliche Redebegabung und die Ehre der öffent-
lichen Disputation mit dem Prinzen von Condé
zuteil wurde, der in feierlichem Aufzug bei seiner
Tentative, d. i. der Vorstufe des theologischen
Doktorats, erschien (25. Jan. 1648). Nach zwei-
jähriger Zurückgezogenheit zu Metz empfing er
dort die Subdiakonats= und Diakonatsweihe von
dem für Metz zuständigen Bischof von Langres,
kehrte zu weiteren Studien nach Paris zurück,
wurde am 21. Jan. 1652 Archidiakon für Saar-
burg, machte in der Fastenzeit d. J. unter un-
mittelbarer Leitung des hl. Vinzenz von Paul die
Vorbereitungsübungen zum Empfang der heiligen
Priesterweihe durch, welche er am 16. März d. J.
erhielt, und schloß seine Pariser Studien mit der
Doktorpromotion in der Theologie am 9. April
d. J. Er lehnte die Erhebung zum Großmeister
des Navarrakollegs ab und zog sich zu einem Leben
ununterbrochener, namentlich dogmatischer und
patristischer Studien, zu eifervoller Seelsorgearbeit,
namentlich in Ausübung des Predigtamts, zu
strenger Zurückgezogenheit von allem Weltleben
nach Metz zurück, dessen Kirche er 17 Jahre (1652
bis 1669) angehören sollte.