Full text: Staatslexikon. Erster Band: Abandon bis Elsaß-Lothringen. (1)

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Deutschlands Interessen sind in Brasilien ver- 
treten durch einen außerordentlichen Gesandten, 
durch Konsuln in Rio de Janeiro, Bahia, Blu- 
menau, Cearä (Fortaleza), Curityba, Desterro, 
Donno Francisca, Itajahy, Mandos, Par, Per- 
nambuco, Porto Alegre, Santos, S. Luis de 
Maranhäo, Säo Paulo; Vizekonsuln in Victoria, 
Maceiö, Paranaguä, Cuyaba, Juiz de Fora. Die 
Vertreter Brasiliens in Deutschland sind: ein 
außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter 
Minister in Berlin, der zugleich auch an den Höfen 
der meisten deutschen Staaten und bei den freien 
Städten akkreditiert ist, Konsuln in Berlin, Bre- 
men, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Leip- 
zig, Magdeburg, München; Vizekonsuln in Brake, 
Breslau, Dresden, Elberfeld, Cuxhafen, Karls- 
ruhe, Kiel, Köln, Königsberg, Lübeck, Mainz, 
Stettin, Stuttgart, Wiesbaden. 
Finanzverhältnisse. Die Einnahmen 
betrugen nach der Aufstellung für 1907 an Geld 
83 496 000 Milreis, Papier 247 346 000 Mil- 
reis; die Ausgaben 52224 248 bzw. 315 478638 
Milreis. Die Einnahmen im einzelnen: Zölle 
80 358000 bzw. 115 6090000 Milreis; innere 
Einkünfte 1560 000 bzw. 70 863.000 Milreis. 
Die Ausgaben: Inneres und Justiz 10 700 bzw. 
31 378814, Außeres 1 951 661 bzw. 1485 800; 
Marine 1305 404 bzw. 35 024 562; Krieg 
100 000 bzw. 58 893 497; Industrie und Ver- 
kehr 6 413634 bzw. 82214 407; Finanzen 
42 442 849 bzw. 106 480 558 Milreis. Die 
öffentliche Schuld zerfällt in eine äußere im Be- 
trag (Ende 1906) von 71061 477 Pfund Ster- 
ling, innere in Gold zu 4½ und 6% von 2311650 
Pf. St., in Papier zu 4, 5 und 6 % von 
537929000 Milreis; schweb. Schuld 224322000 
Milreis, Papiergeld 31.Jan. 1907: 664 711 479 
Milreis. 
Die bewaffnete Macht Brasiliens wurde 
1875 und 1907 reorganisiert und beruht jetzt 
grundsätzlich auf der allgemeinen Wehrpflicht, von 
der freilich mancherlei Ausnahmen gestattet sind, 
so daß es bis zur Durchführung des Grundsatzes 
noch weit sein dürfte. Die Friedensstärke beträgt 
(1906) ausschließlich der Offiziere 28 160 Mann, 
und zwar Infanterie: 40 Bataillone; Kavallerie: 
14 Regimenter, 1 Kavalleriekorps à 2 Kompagnien; 
Artillerie: 6 Regimenter reitende Artillerie, 6 Ba- 
taillone Fußartillerie; Genie: 2 Bataillone Pio- 
niere; Gendarmerie 20 000 Mann. Die aktive 
Flotte zählte 1907 30 Fahrzeuge: 1 Linienschiff, 
2 Küstenpanzer, 7 kleine Kreuzer, 1 Torpedozer- 
störer, 8 Torpedoboote I. Klasse, 5 Dienstdampfer, 
5 Schulschiffe (im Bau bzw. bewilligt u. a. 
3 Panzerschiffe, 3 Panzerkreuzer, 18 Torpedoboote, 
3 Unterseeboote). 
Das Wappen der Republik ist ein fünfstrah- 
liger goldener Stern mit blauer Scheibe, welche 
Sterne in der Zahl der Staaten umgeben. Auf 
der Scheibe das südliche Kreuz; Umkränzung mit 
einem Lorbeer= und Tabakzweige. 
Braunschweig. 
  
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Literatur. R. Southey, History of Brazil 
(3 BDde, Lond. 1810/19) u. dessen Fortsetzung: 
John Armitage, History of Brazil usw. (ebd. 1836; 
bes. 1808/31); Handelmann, Gesch. v. B. (1858 f; 
Pereira da Silva, Historia da fundacäo do im- 
perio brazileiro (6 Bde, Rio 1864 ff); Fulano, 
Der Sturz des Kaiserthrones in B. (1892); Can- 
statt, Das republik. B. in Vergangenheit u. Gegen- 
wart (1898); Akers, History of South America 
1854/1904 (Lond. 1904). — Constitution des 
Etats-Unis du Brésil (Par. 1891). — Wappäus, 
Das Kaiserreich B. (1871); de Macedo, Geogr. Be- 
chreibung B.s (1873); Canstatt, B., Land u. Leute 
(1877); Sellin, Das Kaiserreich B. (1885); Schanz, 
Das heutige B. (1893); Lamberg, B., Land u. 
Leute (1899); Lévasseur, Le Brésil (Par. 21899); 
Wright, The New Brazil (Philad. 1901); Car- 
penter, South America, Social, Industrial usw. 
(Lond. 1900); Alcock, Trade and Travel in South 
America (ebd. 1903); Dettmann, B.s Aufschwung 
in deutscher Beleuchtung (1908). — H. Lange, 
Süd-B. mit Rücksicht auf die deutsche Kolonisation 
(21885); Kocerger, Brasilian. Wirtschaftsbilder 
(21892); Jamasch, Ratschläge für Auswanderer 
nach Süd-B. (721898); Funke, Aus Deutsch-B. 
(1902); Wettstein, B. u. die brasilian. Kolonie 
Blumenau (1908). — Garraux, Bibliographie 
Bräsilienne (Par. 1898); Canstatt, Kritisches Re- 
pertorium der deutsch-brasilian. Lit. (1902, Nach- 
trag 1906). (Ed. Franz, rev. Dresemann.) 
Braunschweig, Herzogtum und Bundes- 
staat des Deutschen Reichs. 
1. Geschichte. Braunschweig bildete ursprüng- 
lich einen Teil des alten Herzogtums Sachsen, 
das nach dem Aussterben der Billunger 1106 an 
Lothar von Suplinburg kam. Lothar vermählte 
seine einzige Tochter Gertrud mit Heinrich dem 
Stolzen von Bayern aus dem Hause Welf-Este. 
Die mächtige Herrschaft des zweiten Welfen, Hein- 
richs des Löwen, der seit 1142 Sachsen und seit 
1156 Bayern besaß, löste sich auf, als Kaiser 
Friedrich I. 1180 die Reichsacht über ihn aus- 
sprach. Mit Mühe nur rettete er durch seine 
Unterwerfung auf dem Fürstentag zu Erfurt 
1181 die Allodien des welfischen Geschlechts: 
Braunschweig, Lüneburg, Göttingen, Kalenberg 
und Grubenhagen mit Einbeck. Sein Enkel Otto 
das Kind, der einzige Stammhalter des Hauses, 
übertrug 1235 seine Herrschaft Friedrich II. und 
dem Reich zu eigen; der Kaiser schuf nun aus 
der ihm schon vorher verkauften Stadt Braun- 
schweig und deren Zubehör und aus dem Berg- 
schloß Lüneburg mit seinen Landen und Burgen 
ein Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und über- 
gab dieses auf dem Reichstag zu Mainz (15. Aug. 
1235) dem zum Reichsfürsten erhobenen Otto als 
auch auf Töchter erbliches Besitztum. 
Seit 1279 beginnt die Zersplitterung des wel- 
sischen Hauses in zahlreiche Haupt= und Neben- 
linien. Ernst I., der Bekenner, welcher seit 1549 
allein das Lüneburger Land beherrschte, war ein 
eifriger Anhänger und Verfechter des Protestantis= 
mus, unterschrieb die Augsburger Konfession und 
gehörte dem Schmalkaldischen Bund an, starb aber 
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