Full text: Staatslexikon. Erster Band: Abandon bis Elsaß-Lothringen. (1)

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vieh- und Pferdeherden den Reichtum des Land- 
besitzers; auch die Schafzucht hat einen erheblichen 
Aufschwung genommen. 
In den nördlichen Provinzen ist der Berg- 
bau die erste Erwerbsquelle. 1905 wurden für 
220 Mill. Pesos Erze ausgeführt, an Kupfer für 
21 Mill. Pesos, Steinkohlen für 8 Mill. Pesos, 
Jod für 7 Mill. Pesos. Dazu kommt noch seit 
Eroberung von Tarapacä und Antofagasto die 
Ausbeute der dortigen Salpeterlager (Ausfuhr 
1905 für 184 Mill. Pesos). Die gewerbliche In- 
dustrie ist, abgesehen von den Hüttenwerken und 
der Gerberei, noch in der Entwicklung begriffen; 
doch gibt es schon exportfähige Mehlmühlen, 
Töpfereien, Papierfabriken, Branntweinbrenne- 
reien und deutsche Brauereien. Gesalzenes und 
an der Sonne getrocknetes Rindfleisch (Charque) 
wie überhaupt Viehzuchtsprodukte bilden wichtige 
Ausfuhrartikel. Für die Einfuhr (1905: 188 Mill. 
Pesos) kommen besonders Lein= Woll= und Baum- 
wollwaren, Rindvieh, tierische Produkte, Maschinen 
in Betracht. Deutschland steht mit 71 Mill. Pesos 
an erster Stelle unter den Einfuhrstaaten. 
Der Handel hat sich bei der vorzüglichen Lage 
des Landes günstig entwickelt: 
  
  
  
  
Einfuhr 1 Ausfuhr 
Jahr 
in Pesos 
1904 144 793 913 222202 616 
1905 196 897 731 273 375 344 
1906 237 697 642 289 621 397 
Der Verkehr im Land, früher meist auf den 
Transport durch Lasttiere angewiesen, ist durch den 
Bau von Eisenbahnen wesentlich gefördert worden. 
1907 waren 5295 km (darunter 2485 km Staats- 
bahnen) in Betrieb. Sehr wichtig verspricht die 
Eisenbahn-Uberlandverbindung mit Argentinien 
zu werden, bei welcher das Schlußverbindungs- 
stück (26 km in den Hochanden) freilich schon sehr 
lange auf Fertigstellung warten läßt. 1906 be- 
förderten 865 Postanstalten 61 Mill. Briessen- 
dungen im innern, 13 Mill. im äußern Verkehr. 
Die Zahl der staatlichen Telegraphenbureaus be- 
trug 1905: 584. Die Telegraphenlinien hatten 
eine Länge von 19 061 km; Depeschenzahl 
4500748. 
Literatur. Molina, Gesch. d. Eroberung v. 
Ch. (Leipz. 1791); Merandez, Manual de historia 
7 cronologia de Ch. (Par. 1860); Gay, Historia 
fisica y politica de Ch. (23 Bde, ebd. 1844/54); 
Coleccion de bistoriadores de Ch. (27 de, 
Santiago 1861/1901); Polakowsky, Zur Gesch. der 
Eroberung u. Entdeckung von Ch. (Zeitschr. der 
Gesellsch. f. Erdkunde 1881); Arana, Historia jene- 
Fral de Ch. (16 Bde, Santiago 1885/1902); Kunz, 
Der Bürgerkrieg in Ch. (1892); Elliot, Ch. its 
history and development (Lond. 1907). P. Düf- 
fels S. J., Skizzen aus Süd-Ch., Die Deutschen in 
Ch. („Katholische Missionen“ 1883); Ochsenius, 
Ch., Land u. Leute (1884); Echevarria u. Reyes, 
Geografia politicue de Ch. (2 Bde, Santiago 
1889); Espinosa, Geografia descriptiva de la 
Republica de Ch. (ebd. 11897); Kunz, Ch. u. 
China. 
  
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die deutschen Kolonien (1891); Maldonado, Estado 
geogr. etc. (1897); de Eordemoy, Au Ch. (1899); 
Sinopsis estadistica en 1902 (1903); Sievers, 
Eüdamerika u. die deutschen Interessen (1903); 
Gautier, Ch. et Bolivie. Etude économique et 
minière (Par. 1907). 
LEd. Franz, rev. Dresemann.) 
China. 1. Geschichte. China, Kaisertum 
Ostasiens, ist das bevölkertste und nächst dem briti- 
schen und russischen das größte Reich der Erde. 
Seine Mythengeschichte bewegt sich in Zahlen, 
die weit über die Sagenzeit aller andern Völker 
zurückgehen: Fuhi, der Gründer des Reichs, der 
Stifter der Ehe, der Erfinder der Schriftzeichen, 
der Ausgangspunkt chinesischer Sitte und Kultur, 
lebte zur Zeit der großen Flut. Auch die angeb- 
lich historischen Dynastien Sia (2205/1766) und 
Schang (1766/1123) sind unsicher und halb 
mythisch. Erst die Dynastie Tschou (1123/246), 
gegründet von Wuwang, dem Ordner und Ge- 
setzgeber des Staats, bietet seit 841 v. Chr. eine 
sichere Zeitfolge. In diese Periode fällt die Ent- 
wicklung des Feudalwesens. In der Mitte des 
Reichs lag die Domäne des Kaisers (daher 
Tschungkus, Reich der Mitte), 444 km, und um 
sie im Kreis die Lehnsgüter der Vasallen, 15 bis 
45 km im Umfang. Letztere strebten seit dem Aus- 
gang des 8. Jahrh. v. Chr. nach Unabhängigkeit 
und Vergrößerung ihrer Teilfürstentümer, und 
vergebens suchten die Kaiser sie zur Einheit zurück- 
zuführen. Erst der fünfte Herrscher der 4. (Tsin-) 
Dynastie. Schihoangti (246/206), brach ihren 
Übermut, vernichtete die Feudalherrschaft und 
machte China aus einem Lehnsstaat zu einer ein- 
heitlichen Monarchie. Er dehnte das Reich der 
Mitte bis ans Meer aus, schlug die Tataren zurück 
und vollendete den Bau der großen Mauer. 
Die (5.) Dynastie Han (202 v. Chr. bis 
223 n. Chr.) eroberte die Südprovinzen nebst der 
Insel Hainan, Nordkorea (109 v. Chr.) und 
dehnte das Reich ostwärts über Zentralasien aus. 
Unter Mingti (58/75) drang der Buddhismus 
aus Hindustan in China ein; hundert Jahre später 
(166) soll der römische Kaiser Marc Aurel eine 
Gesandtschaft (zur See) nach China geschickt 
haben. — Nach dem Aussterben der Han teilte 
sich China in drei Reiche (223/265), und dann 
begannen die Kämpfe verschiedener Dynastien, 
deren um 280 siebzehn neben= und nacheinander 
auftauchten. 420 erfolgte eine neue Spaltung 
in ein nördliches und ein südliches Reich, die sich 
erst 590 wieder vereinigten. Die unaufhörlichen 
innern Wirren brachten namenloses Elend über 
das Land und schwächten seine Macht so, daß um 
586 die Tataren die nördliche Grenze über- 
schreiten und daselbst ein eigenes Reich gründen 
konnten. 
Unter der glänzenden Regierung der ersten 
Kaiser aus der (11.) Dynastie Thang (618 bis 
906) wurde das Reich wieder völlig geeinigt und 
erfreute sich bis etwa 750 einer großen Macht
	        
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