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getroffen, um die Rechte der ungünstig gestellten
Kätner zu sichern. Trotz der ausgedehnten Moor-
und Heidegegenden — in deren Kultur der Staat
und eine große Anzahl landwirtschaftlicher Vereine
wetteifern — und der Flugsandstrecken entfallen
im eigentlichen Dänemark (Island und die Färber
sind unfruchtbar) 80 % des Areals auf den
produktiven Boden, wobei die Acker und wenigen
Gärten mit 34, die Wiesen und Weiden mit 41
und die Waldungen mit 5 % beteiligt sind.
Bei diesem Verhältnis erklärt sich, daß beinahe
die Hälfte der Bevölkerung unmittelbar vom land-
wirtschaftlichen Betrieb lebt. Das fruchtbarste
Gebiet ist Falster, am wenigsten ertragreich Jüt-
land, wo der sandige Boden, ebenso wie auf Fünen,
für Buchweizen günstiger ist als für Getreide.
Sonst ist das Land reich an Getreide, Kartoffeln,
Erbsen und Bohnen; Gegenstand bedeutender
Ausfuhr sind jederzeit Gerste und Hafer, in guten
Jahren auch Weizen und Roggen. Es werden im
Durchschnitt geerntet 1,68 Mill. hl Weizen,
5,5 Mill. hl Roggen, 7,47 Mill. hl Gerste,
10 Mill. hl Hafer.
Holz muß eingeführt werden. Die Färber pro-
duzieren bloß Kartoffeln, Rüben und etwas Gerste.
In Island kann das Getreide wegen der Unbe-
ständigkeit und Feuchtigkeit des Klimas nicht ge-
deihen und nur der Strandhafer zur Reife
kommen.
Die Viehzucht, unterstützt durch das aus-
gedehnte Grasland, ist sehr blühend und liefert
in ihren Produkten (Vieh aller Art, Butter, Häute
und Schafwolle) die wertvollsten Gegenstände der
Ausfuhr. Auf den Färöern und in Island sind
Haupterwerbszweige die Schafzucht, die Seefischerei
und der Vogelfang; in Island auch die Renntier-
zucht. — Bergwerke und Salinen fehlen gänz-
lich; doch finden sich an verschiedenen Orten Kohlen
und Torf.
Die Industrie ernährt in Dänemark 21 %
der Bevölkerung, genügt aber in ihren Pro-
dukten den einheimischen Bedürfnissen nicht. Mit
dem Jahr 1862 trat allgemeine Gewerbefrei- ##
heit ein, nach welcher die Zünfte als freiwillige
Vereine fortbestehen können, ohne aber eine der
früheren Zunftgerechtsamen in Anspruch nehmen
zu dürfen. Seitdem sind bedeutende Fortschritte
gemacht worden, und besonders der Schiffsbau, die
Tonwarenindustrie (Porzellan, Fayence und
Terrakotten in Kopenhagen, letztere auch in Rönne
auf Bornholm), die Mehlerzeugung, die Rüben-
zuckerindustrie (6 Fabriken), die Tuchweberei, die
Möbelindustrie, die Gerberei und Verfertigung
von Handschuhen haben einen bemerkenswerten
Aufschwung genommen. Auf den Färöern und
in Island findet man lediglich Hausindustrie.
In die Bahn der sozialen Gesetzgebung
(Arbeiterschutz) lenkte Dänemark im Jahr 1873 mit
dem Fabrikgesetz ein. Nach längerer Pause folgte
1889 das Gesetz zur Verhütung von Unfällen bei
maschinellem Betrieb. 1891 wurden die Bestim-
Dänemark.
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mungen über die bereits 1876 angebahnte Sonn-
tagsruhe in Geschäften und Fabriken ausgedehnt.
Auf dem Gebiet der sozialen Versicherung besitzt
Dänemark seit 1892 ein Krankenkassengesetz,
welches eine staatliche Beihilfe für die Kassen nor-
miert. Die Vorteile der Kassen kommen auch den
nächsten Angehörigen der Mitglieder (den Kindern)
zugut. — Nach dem Altersversorgungsgesetz
von 1891 hat jede arwe Person über 60 Jahre,
die in den letzten zehn Jahren keine Armenunter-
stützung erhalten hat, Anspruch auf Unterhalt,
welcher von der betreffenden Gemeinde und dem
Staat — von letzterem höchstens bis zur Hälfte
und zum Gesamtbetrag von 2 Mill. Kronen —
bestritten wird. Ein Unfallversicherungs-
gesetz für die Industrie besteht seit 1898 und
kommt allen bei derselben Beteiligten mit einem
Einkommen bis zu 2400 Kronen zugut.
Der dänische Handel hat sich auf freihänd-
lerischen Grundsätzen (Zollgesetze von 1797 und
Aufhebung aller Ausfuhrzölle am 4. Juli 1863)
entwickelt, die heute noch maßgebend sind, obwohl
eine starke Strömung zugunsten der Schutzzölle
vorhanden ist. Der Gesamtwert des Handels-
verkehrs, der fast ausschließlich durch Kopenhagen
vermittelt wird, betrug 1905 622 526 Kronen
in der Ein= und 533548 Kronen in der Ausfuhr.
Davon im einzelnen in Einfuhr an Getreide
(in Tausenden Kronen) 72077, Olkuchen 41918,
Butter 9234, Holz, Holzwaren 20 249, Metall-
waren 24336, Steinkohlen 31261, Wollgewebe
21 468; in Ausfuhr: Butter 155 586, Fleisch
94829, Tiere 47041, Eier 24775, Häute
12202.
Die Hauptverkehrsländer waren an der Ein-
und Ausfuhr in folgender Weise beteiligt (in
Tausenden Kronen):
Verkehrsländer Einfuhr Ausfuhr
Großbritannen 100 142 279 943
Deutschlaunnd 207 336 128 054
Schwmeden 58 989 41 573
Norwegeen 9899 15 447
Rußland 64 34 29 788
Hollnd 16 395 486
elggien 9682 1 647
Färber und Islaadd 4 753 4732
Frankreiggg 14239 1 611
Grönladnd 936 420
Vereinigte Staaten 100 118 20 630
Dänische Antillen 2 24
Andere Lnder 36 775 8893
Summa 623 666 53328
Unter den Geldinstituten ist die National-
bank in Kopenhagen mit einem Aktienkapital von
27 Mill. Kronen und 4 Filialen allein zur Aus-
gabe von Noten berechtigt; neben ihr bestehen 33
andere Aktienbanken (darunter eine Hypotheken-
und Wechselbank) und 12 Kreditvereine.
Der Schiffsverkehr war 1905 (in eng-
lischen Registertonnen) folgender (s. Tabelle auf
Sp. 1175/76).
Die Handelsflotte zählte am 1. Jan. 1906
3126 Segelschiffe mit 130090 R.-T. und 572