1257
1860, 1900: 2419, 1906:3663, 1907: 4003,
1908: 4400 Mill. M. Im Jahr 1913 wird,
wenn nicht neue Einnahmequellen gefunden wer-
den, die 5. Milliarde schon weit überschritten sein, r
selbst wenn bis dahin, was doch höchst unwahr-
scheinlich ist, keine neuen Schulden mehr beschlossen
werden sollten. Die fortdauernden Ausgaben
haben sich seit Mitte der 1870er Jahre verfünf-
facht, während die Bevölkerung in der gleichen
Zeit nur um 50 %% gewachsen ist. Auf den Kopf
der Bevölkerung kamen 1907: 29,5 M, 1875:
9,6 M. Von den ordentlichen Ausgaben (1907:
2329 Mill. M#) entfällt fast die Hälfte auf Heer
und Marine (1907: 1100 Mill. M). Die Über-
schüsse aus den eigenen Erwerbseinkünften (Reichs-
post, Reichseisenbahnen, Reichsbank, Reichs-
druckerei; 1907: 153 Mill. M) decken nur etwa
die zur Verzinsung der Reichsschulden erforder-
liche Summe (1907: 136 Mill. M). Die Finanz-
reform der Jahre 1905/06 (Einführung neuer
bzw. erhöhter Steuern) hat die finanzielle Not
des Reichs wenig vermindert. Ohne Zuhilfe-
nahme von Anleihen vermag es seine ordentlichen
Ausgaben nicht mehr zu decken. Das chronische
Defizit der Reichskasse macht etwa 400 Mill. M
aus, die ungedeckten Matrikularbeiträge für das
Jahr 1907 übersteigen 100 Mill. M. Die Sa-
nierung der Reichsfinanzen, eine Vermehrung der
Reichseinnahmen, aber auch eine gesunde Finanz-
politik und eine weise Sparsamkeit, ist eine der
wichtigsten politischen Aufgaben des Reichs. Die
Herbstsession des Jahres 1908 soll die Lösung des
schwierigen Problems bringen. Vgl. darüber den
Art. Reichsfinanzreform.
IV. Fläche, Bevölkerung. Das Deutsche
Reich umfaßt 25 selbständige Staaten und das
Reichsland Elsaß-Lothringen. Über den Flächen-
inhalt (mit Ausschluß der Küstengewässer an der
Ost= und Nordsee und des deutschen Anteils am
Bodensee, 309 qkm) und die Einwohnerzahl gibt
die erste Tabelle auf Sp. 1258 Ausschluß.
An Flächenausdehnung wird das Deutsche Reich
nur von Rußland und Osterreich-Ungarn in Europa
übertroffen, an Einwohnerzahl steht es nur ersterem
nach. Nach dem Zahlenverhältnis der beiden Ge-
schlechter kommen auf 100 männliche 103,2 weib-
liche Personen. In Westfalen, Rheinland, Han-
nover, Schleswig-Holstein und im Reichsland
sowie in vielen Fabrik= und Garnisonsorten über-
wiegt das männliche Geschlecht; in größeren
Städten aber ist vielfach das weibliche an Zahl
bedeutend stärker. Die Volksdichtigkeit (112,1 auf
1 dkm), welche nur in Belgien (243), den Nieder-
landen (168), Großbritannien und Irland (140)
und Italien (117), außerhalb Europas in Japan
(123) größer ist, hat sich im Lauf des 19. Jahrh.
nicht nur sehr verstärkt, sondern ihre Gegensätze
haben sich auch immer mehr verschärft. Die Un-
gleichmäßigkeit schließt sich eng an die Boden= und
Industrieverhältnisse. Dicht bevölkert sind (ab-
gesehen von den Großstädten) die Landstriche am
Deutsches Reich.
1258
Volkszahl Einw.
Staaten akm 1905 auf
1 qkm
4 Königreiche:
reußen 3848 702,1 37293 324 106.9
Bahren 75 870,2 6524 372 86
Sachser 14 992,9 4 508 601 300,7
Württemberegz 19 511,7 2 302 179 118
6 Großherzogtümer:
Baden 15 067,7] 2 018 728 133,4
Hessen 76 1209 175157.3
Mecklenburg-Schwerin 13126, 625 045 47.,6
AXIIIIIIIEIEIIIIIIIIIII
Mecklenburg-Strelitz 29289.5108451 35-3
Oldenbucg 6:428,8 438 856 68,3
5 Herzogtümer:
Braunschwigg 3 672,11 185 958132,3
Sachsen-Meiningen 24568,3 268 916108,9
Sachsen-Altenburte 1323,5 " 206 508 56,0
5 en-Coburg u. Gotha.1 977,4, 242 432 123,1
Anhallt 2294,4 "% 328 029 142.7
7 Fürstentümer: .
Schwarzb.-Sondershausen 862,1 85 1532 98.8
Schwar)burg-Rudolstadt . 9410,8 96 885 102,9
Waldes 1 121,00, 839 127 52,7
Reuß älterer Liniie 316,3 70 603 223,2
Reuß jüngerer Linie Ü 826,7 144 584 174,9
Schaumburg-Lippe 340,3 44 992 132,2
—Q 1215,2 C 145 577119,8
3 freie Städte:
Hambug 413,9 874 878|2113,8
Brezemeem 256,4! 263 4401027,5
Lübecktk.. ... 297,7 105857 365,
Das Reichsland
Eljaß-Lothringen. .. .14517,1 1814564 125,0
Deutsches Reich /540 777.51 60 6412781 112,1
Nordrand des Mittelgebirges von Oberschlesien
bis Thüringen und die rheinischen Industriebezirke,
am dichtesten das Königreich Sachsen mit 300 und
Rheinland mit 238 auf 1 qkm. Dünn ist die
Bevölkerung in der norddeutschen Tiefebene:
Mecklenburg-Schwerin 47, Mecklenburg-Strelitz
35, Regierungsbezirk Köslin 41, und am dünnsten
in den oberbayrischen Bezirksämtern Tölz (20,2)
und Garmisch (14,8).
Das Wachstum der Bevölkerung seit
1871 zeigt folgende Tabelle:
Jaohr mann#ch weiblich gusammen 1 auf
1871 20 149 018 20 905 734 41054 752 75.9
1875 20 986 70121740 659 42 727360 79.0
1880 1 22 185 433 23048 628 45234061 83,6
1885 22933664 23 922040 46 855 704 86,6
1890 24230 83225197638 494 428 470 91,0
18955 25 661 200 26 618 651/152279 101 97.0
1900 27737247 28 6299314156 367178 104,2
1905 29 884 6617 30 756 597 |] 60 641278 112,1
Seit 1816, wo die Bevölkerung im Gebiet des
heutigen Deutschen Reichs 24 Mill. betrug, hat
eine Zunahme von durchschnittlich jährlich 1 %
stattgefunden trotz der sehr bedeutenden übersee-
ischen Auswanderung (s. d. Art.). Betreffs weiterer
Details über das Anwachsen der Bepölkerung seit
1816, über die Verteilung der Geschlechter, über
Alterszusammensetzung und Familienstand, über
Zahl der Eheschließungen, Geburten und Sterbe-
sälle, ebenso über die Bedeutung der Binnen-
wanderung für das Deutsche Reich vgl. d. Art.
Bevölkerung (Sp. 840 ff).