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verschiedener Tierarten (bei Pflanzen will man
unbegrenzte Fruchtbarkeit von Artbastarden be-
obachtet haben) hervorgehen, pflanzen sich ent-
weder gar nicht fort, oder wenn es geschieht, nur
auf kurze Zeit. Dann fallen sie entweder in eine
der beiden Arten zurück, oder sie gehen an Un-
fruchtbarkeit allmählich wieder zugrunde. Nun
ist es aber Tatsache, daß Individuen der ver-
schiedensten Menschenrassen sich paaren können,
und daß aus dieser Paarung Nachkommen hervor-
gehen, welche in unbegrenzter Fruchtbarkeit sich
fortpflanzen können. Die Rassen können also nicht
spezifisch verschieden sein.
b) Dies wird weiter bestätigt dadurch, daß die
Individuen verschiedener Rassen in ihren wesent-
lichen Eigenschaften einander gleichen. Der
anatomische Bau des Körpers ist überall, selbst bei
den entferntesten Rassen, derselbe. Das Knochen-
gerüst bietet mit Ausnahme des Schädels und des
Beckens keine bemerkenswerten Unterschiede; die
einzelnen Knochen sind überall in gleicher Anzahl
vorhanden und nach Form und Struktur wesent-
lich gleich. Ebenso ist der Bau des Gehirns und
der von ihm ausgehenden Nerven überall derselbe;
die Sprachwerkzeuge haben bei allen Rassen we-
sentlich dieselbe Ausbildung, das Blut dieselbe
Zusammensetzung und Farbe, die Organe des
Blutumlaufes, der Atmung, der Verdauung und
Absonderungdieselbe Organisation. Ebensoherrscht
in physiologischer Beziehung bei allen Rassen
Gleichheit. Die mittlere Pulsfrequenz sowie die
Normalwärme des Körpers ist bei allen Rassen
dieselbe. Während ferner bei den verschiedenen
Tierarten die Tragzeit eine verschiedene ist, ist bei
allen Menschenrassen die Dauer der Schwanger-
schaft ganz dieselbe. Das gleiche gilt von der
Krankheitsfähigkeit. Dazu kommt endlich die
Gleichheit der verschiedenen Menschenrassen in
geistiger Beziehung. Mögen die geistigen Kräfte
bei verwilderten Völkern in Bezug auf ihre Aus-
übung noch so verkümmert erscheinen, vorhanden
sind sie bei allen. Darum sind auch die Menschen
aller Rassen bildungsfähig. Mag die Bil-
dung der einen mit größeren Schwierigkeiten ver-
bunden sein als die der andern, so mangelt doch
die Bildungsfähigkeit nirgends gänzlich.
Der zweite Einwurf gegen die Einheit des Men-
Mensch und Menschheit.
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übermächtigen Naturgewalten preis, die feindselig
auf ihn einstürmen und ihn zu vernichten drohen.
Nicht bloß die ungewohnte Glühhitze, sondern auch
die den Tropenländern eigentümlichen endemischen
Krankheiten, besonders das Sumpffieber, machen
an ihm ihre verderbliche Macht geltend, weil sein
Organismus erst allmählich dazu befähigt werden
kann, Antitoxine (Gegengifte) gegen die neuen
Krankheitserreger zu bilden. Eine Akklimatisation
wird also in der Regel nur dann gelingen, wenn
die Einwanderer Schritt für Schritt dem neuen
Klima sich nähern, so daß die klimatischen Unter-
schiede bei dem jedesmaligen Vorrücken verschwin-
dend klein werden, daher unvermerkt überwunden
werden können. Darum dauern z. B. die engli-
schen Soldaten in Ostindien viel leichter aus,
wenn sie zuvor auf einer Zwischenstation, etwa
in Gibraltar oder am Kap, gewesen sind. Die
Europäer gewöhnen sich viel leichter an das
Klima von Mittelamerika, wenn sie sich vorher
auf den Kanarischen Inseln längere Zeit auf-
gehalten haben. Nun aber ist gerade dieses die
Art und Weise, wie unter Voraussetzung der
Abstammung der Menschen von einem Paare
die Bevölkerung der ganzen Erde gedacht werden
muß. Sie geschah nicht in großen Sprüngen und
in weiten Wanderungen, sondern in der Weise,
daß die Menschen von der Urheimat aus nach allen
Seiten hin sich immer weiter entfernten und so
nach und nach schrittweise in die verschiedensten
Klimate vordrangen.
Der dritte Einwurf argumentiert aus der Un-
möglichkeit, von der Bevölkerung Amerikas
Rechenschaft zu geben unter der Voraussetzung,
daß alle Menschen von einem Paare abstammen.
Eine ursprüngliche Bevölkerung Amerikas, so
heißt es, von Asien her wäre unmöglich gewesen.
Die Einwanderer hätten über die See oder durch
Länder kommen müssen, in denen selbst die Wölfe
verhungern müßten. Der amerikanische Mensch
müsse daher zweifellos als eine aborigine, auto-
chthone Rasse betrachtet werden, die mit den
Rassen der Alten Welt gar nichts zu tun hat,
weder durch Abstammung noch durch Mischung.
Aber auch dieser Einwurf ist nichtig. Eine Ein-
wanderung nach Amerika von Asien her war durch-
aus nicht unmöglich. Im Norden sind nämlich der
schengeschlechtes lautet folgendermaßen: Hätten sich asiatische und der amerikanische Kontinent bloß
die Menschen ursprünglich von einem Stamm-durch die Beringstraße getrennt und nur etwa 13
paare aus über die ganze Erde verbreitet, so geogr. Meilen voneinander entfernt. Mitten in der
müßten selbe fähig gewesen sein, sich überall, unter
den verschiedensten tellurischen und klimatischen
Verhältnissen zu akklimatisieren. Nun lehrt
aber die Erfahrung, daß keine Rasse in einem ihr
fremden Klima sich akklimatisieren kann, vielmehr,
wenn sie das ihr angewiesene Klima verläßt, zu-
Straße befinden sich die sog. Gwoydoffsinseln,
die nur wenige Meilen von der Küste abliegen.
Da die Beringstraße im Winter gefriert, so war
ein Ubersetzen derselben zu Fuß oder im Schlitten,
selbst ohne Schiffe möglich. Eine Einwanderung
von Asien nach Amerika war also möglich und
grunde geht. Darauf ist folgendes zu erwidern. hat auch wirklich stattgefunden. Es erweist sich
Nur der plötzliche, unvermittelte Ubergang von dieses vor allem aus der durchgängigen Ahnlich=
einem Klima in das andere macht die Akklimati= keit, welche die nordwestlichen Indianer Amerikas
sation unmöglich. Der plötzliche Ubergang z. B. mit den asiatischen Mongolen und Tataren in
des Nordländers in ein tropisches Klima gibt ihn Bezug auf den Rassentypus aufweisen. Dazu