Full text: Staatslexikon. Dritter Band: Kaperei bis Paßwesen. (3)

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ken oder von staatlicher Genehmigung abhängig 
machen, soweit diese Vorschriften Gegenstände 
im Wert von mehr als 5000 M betreffen. Eben- 
so bleiben nach Art. 87 unberührt die landes- 
gesetzlichen Vorschriften, welche die Wirksamkeit 
von Schenkungen an Mitglieder religiöser Orden 
oder ordensähnlicher Kongregationen von staat- 
licher Genehmigung abhängig machen. Unberührt 
bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach 
welchen Mitglieder religiöser Orden oder ordens- 
ähnlicher Kongregationen nur mit staatlicher Ge- 
nehmigung von Todes wegen erwerben können. 
Mitglieder solcher religiöser Orden, bei denen 
die Gelübde auf Lebenszeit oder auf unbestimmte 
Zeit nicht abgelegt werden, unterliegen dieser Vor- 
schrift nicht. Da in den meisten Staaten die Ge- 
lübde nur als widerrufliche behandelt werden oder 
nur als solche abgelegt werden dürfen, trifft hier 
überall die letztangeführte Bestimmung zu. Über 
etwaige feierliche Gelübde und Erwerb der Pro- 
fessen von Todes wegen bestehen Bestimmungen 
in den Ausführungsgesetzen nur für Altenburg, 
Sondershausen, Rudolstadt, Reuß, Lübeck. Da- 
gegen wird durch die Ausführungsgesetze in fast 
allen deutschen Ländern staatliche Genehmigung 
zum Erwerb von Grundstücken und Rechten im 
Wert von über 5000 M wie für alle inländische 
juristische Personen, so auch für Orden, Kon- 
gregationen, Klöster gefordert. Nur in Bayern 
sind für inländische 10 000 M freigegeben, für 
ausländische 5000 M. 
4. Die Disziplin in den Orden und Kon- 
gregationen. Die Disziplin in den Klöstern hat 
ich hinsichtlich etwaiger körperlicher Strafen, Ge- 
fangensetzung usw. nach den hierüber bestehenden 
staatlichen Gesetzen zu richten. 
5. Austritt aus dem Orden und der Kon- 
gregation. Nach staatlichen Gesetzen steht solchem 
Austritt nichts entgegen und wird der Aus- 
getretene in jeder Beziehung wie eine andere Per- 
son behandelt. 
6. Bruderschaften, fromme Vereine. 
Sollen Bruderschaften, fromme Vereine usw. ju- 
ristische Persönlichkeiten sein, so müssen sie als 
staatliche Korporationen anerkannt sein. Als Ver- 
eine sind sie den im Staat geltenden Vereins- 
gesetzen unterstellt. Wahrhaft prekär sind da und 
dort bestehende Bestimmungen über die religiösen 
Verbindungen an höheren Unterrichtsanstalten, 
z. B. die Marianischen Kongregationen. So der 
preußische Ministerialerlaß vom 23. Jan. 1904. 
Literatur. Außer der bereits erwähnten: Or- 
densgeschichte: P. Helyot, Histoire des ordres 
monastiques religieuses et militaires (Par. 
1714 ff); Ch. Montalembert, Les moines de Toc- 
cident (Par. 1860 ff; deutsch von Brandis u. Müller, 
1860 ff); M. Heimbucher, Die O. u. K. der kathol. 
Kirche (71907 f). — J. A. Möhler, Geschichte des 
Mönchtums in der Zeit seiner Entstehung, in Ges. 
Schriften II (1840) 165 ff; H. Weingarten, Der 
Ursprung des Mönchtums im nachkonstantinischen 
Zeitalter (1877); E. Spreitzenhofer, Die Entwick- 
  
Ordnung, sittliche — Österreich= Ungarn. 
  
1460 
lung des alten Mönchtums in Italien bis zum 
Auftreten des hl. Benedikt (1894); O. Zöckler, 
Aszese u. Mönchtum (21897); P. Ladeuze, Etude 
sur le cénobitisme pakhomien (Löw. 1898); I. 
M. Besse, Les moines en Orient antérieurs au 
concil de Chalcedoine (Par. 1900); derf., Les 
moines de Tancienne France (1905); E. Preu- 
schen, Mönchtum u. Sarapiskult (21903); St. 
Schiwietz, Das morgenländ. Mönchtum (1903ffj); 
A. Harnack, Das Mönchtum, seine Ideale u. seine 
Geschichte (71907). — Außerdem hat noch jeder 
Orden seine Geschichtschreiber, so der Benediktiner- 
orden Mabillon, der Kartäuserorden La Couteulx, 
der Zisterzienserorden Janauschek, der Franzis- 
kanerorden Wadding u. Eubel, der Dominikaner- 
orden Ripoll u. Mamachi, der Jesuitenorden Or- 
landini, Bartoli, Cretineau-Joly usw. 
Ordensrecht: L. Holstenius, Codex regula- 
rum monasticarum et canonicarum (Rom 1661); 
A. Bizarri, Collectanea in usum Secretariae S. 
Congr. Episc. et Regul. (Rom 1863); A. Ver- 
meersch, De religiosis institutis ac personis. II: 
Supplementa et monumenta (Brügge (1909). 
Sodann hat jeder Orden wieder Sammlungen seiner 
Regeln u. der auf ihn bezüglichen päpstl. Bullen 
u. Privilegien. — F. Suarez, De virtute et statu 
religionis (Mainz 1626); M. D. Bouix, De iure 
regularium (Par. 1857); J. Biederlack, De iure 
regularium (1893); A. Arndt, Kirchl. Rechtsbe- 
stimmungen für die Frauenkongregationen (1901); 
P. Bastien, Directoire canonique à P’usage des 
congrégations à veeux simples (Mareds. 1904); 
R. Molitor, Religiosi juris capita selecta (1909). 
— F. Hellmann, Das gemeine Erbrecht der Reli- 
giosen (1874); H. Singer, Die Behebung der für 
Ordenspersonen bestehenden Beschränkungen im 
commercium mortis causa (1880); Bärenreither, 
Das Vermögensrecht der geistl. Orden u. ihrer 
Mitgl. (1882); G. Gengler, Die Wirkungen des 
votum paupertatis für das kanon. u. bayr. Recht 
(1893); A. Mayer, Die prokessio religiosa im 
kanon., gemeinen u. geltenden deutschen Reichsrecht 
(1895); W. Kahl, Die Errichtung von Handels- 
gesellschaften durch Religiose (1900); S. v. Hobe- 
Gelting, Die Rechtsfähigkeit der Mitgl. religiöser 
Orden u. ordensähnlicher Kongregationen nach dem 
kanon. u. deutschen Recht (19t03); F. Giese, Das 
kathol. Ordenswesen nach dem geltenden preuß. 
Staatskirchenrecht, in Annalen des Deutschen Reichs 
für Gesetzgebung, Verwaltung u. Volkswirtschaft, 
Jahrg. 41 (1908), S. 161 ff; L. Cuno, Der Erwerb 
der juristischen Persönlichkeit seitens der Ordens- 
u. ordensähnlichen Genossenschaften der kathol. 
Kirche nach dem im Deutschen Reich geltenden 
Recht (1908); — Th. Kolde, Die kirchl. Bruder- 
schaften u. das religiöse Leben im modernen Katholi- 
zismus (1895; gehässig); Tachy, Traité des con- 
fréries (Pouilly 1896); A. Maurel, Die Ablässe, 
ihr Wesen u. Gebrauch, bes. v. F. Beringer (1#1906). 
Die Marianischen Kongregationen u. der Mini- 
sterialerlaß vom 23. Jan. 1904, verfaßt u. akten- 
mäßig zusammengestellt von einem Priester der 
Diözese Breslau (1904). [Sägmüller.]) 
Ordnung, sittliche s. Sittliche Ordnung. 
Ssterreich-Ungarn. IGeschichte; Fläche 
und Bevölkerung; Verfassung und Verwaltung; 
Kirche und Schule; Volkswirtschaft; Heerwesen.)
	        
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