Full text: Staatslexikon. Dritter Band: Kaperei bis Paßwesen. (3)

1523 
Es gab landwirtschaftliche Betriebe nach der 
Zählung vom 
  
  
  
  
  
5. r*ndi 14. Junis[12. Juni 
1822 1895 1907 
überhausßst 5 276 3444558 3817/5 736082 
mit nur eignem Land- 2953 4452260 990 2459 109 
mit nur Pachtland 829 137 912 959 985 899 
it me r als i/, Pacht- 
mit gehr als ½.0 .S#446 957|33 3o8556 027 
* * Tachtland und 
weniger 946 805 1 160 943 1160 755 
mit —— Landi. — 983 917 763 811 
1 Deputat-, Dienstland, gegen Ertragsanteil bewirt- 
schaftetes Land oder Anteil am Gemeindeland. 
Landwirtschaftlich benutzte Fläche in ha nach 
der Zählung vom 
  
  
  
  
  
  
5. Juni 14. Juni12. Juni 
1882 1895 1907 
überhautt 40 178 681143 284 742 43 106 486 
eignes Land . — 37270 380 87 102 139 
gepachtetes Land 5173 122 5 360 0t1l 5 512659 
sonstiges Land #bgl. vor- 
stehende Tabelle) — 654 321 491 988 
also nicht gepachtet .35 0O5 5509 37 924 701137594127 
die Zahl der Betriebe mit Pachtland überhaupt mit 
derjenigen der Betriebe, die nur eignes Land be- 
wirtschaften (1895: 2607 210 gegen 2 260 990, 
1907: 2702681 gegen 2 459 109), so scheint die 
Meinung begründet, als überwiege der Pachtbe- 
trieb. Allein in Wirklichkeit liegt die Sache anders. 
Von den 1 716 782 Betrieben mit Pachtland nach 
der Zählung von 1907 sind nämlich wohl die weit- 
aus meisten solche, die zu eignem Land noch zu- 
gepachtetes Areal bewirtschaften. Dazu ist zu kon- 
statieren, daß zwar die Zahl der Betriebe mit aus- 
schließlich gepachtetem Land seit 1895 um 72 940 
zugenommen hat, die der Betriebe mit ausschließ- 
lich eignem Land aber um 198 119 gewachsen ist. 
Zieht man sodann die bewirtschaftete Fläche in Rück- 
ficht, so ergibt sich allerdings eine Abnahme der in 
Eigenbewirtschaftung stehenden Fläche und Zu- 
nahme des Pachtlandes seit 1895; auch ist der 
Prozentsatz der im Eigenbetrieb stehenden Fläche 
im Verhältnis zu dem Pachtland zurückgegangen; 
denn im Jahre 1895 waren von der landwirtschaft- 
lich bewirtschafteten Gesamtfläche 86,11 % eignes 
Pacht. 
  
1524 
und 12,38 % Pachtland, während 1,51% sonstiges 
Land war, wohingegen für das Jahr 1907 die ent- 
sprechenden Zahlen 86,08% bzw. 12,78% bzw. 
1,14% find. Allein diese Verschiebung ist so mini- 
mal, daß man ihr eine Bedeutung nicht beizumessen 
vermag. Das Pachtland beträgt immer noch nicht 
mehr als 14,8% der von den Eigentümern aus- 
schließlich bewirtschafteten Fläche. Demnach bildet 
die Eigenbewirtschaftung noch die weit überwie- 
gende Wirtschaftsform in Deutschland, und von 
einer ungesunden Ausdehnung der Pacht — vor- 
ausgesetzt, daß man sich überhaupt auf den Stand- 
punkt zu stellen hätte, die Pacht sei keine wünschens- 
werte Wirtschaftsform — kann daher hier nicht 
oder noch nicht die Rede sein, zumal da die Statistik 
ferner feststellt, daß in den eigentlich bäuerlichen 
Betrieben von 2 bis 20 hba landwirtschaftlicher 
Fläche die Betriebe mit ausschließlich oder teil- 
weise eignem Land rund 90 % ausmachen. Aller- 
dings ist die geographische Verbreitung der beiden 
Wirtschaftsformen sehr verschieden. Die Eigenbe- 
wirtschaftung hat ihre größte Bedeutung in Bayern, 
dem Lande der mittleren Bauerngüter. Während 
im Jahre 1895 von den landwirtschaftlichen Be- 
trieben des Reichs 40,68% und von deren Fläche 
86,11% in ausschließlich eignem Besitz des Be- 
triebsinhabers sich befanden, war dies in Bayern 
auf nicht weniger als 66,59 % Betriebe und auf 
95,82% Fläche zutreffend; in den altbayrischen 
Regierungsbezirken erhöhten sich diese Prozentsätze 
sogar auf über 75% der Betriebe und 97% der 
Fläche. Der Anteil der Eigenwirtschaft ging unter 
¾ herab — abgesehen von den Stadt-Staaten Lü- 
beck und Bremen — nur in Braunschweig, Anhalt, 
Elsaß-Lothringen und am meisten in Mecklenburg- 
Strelitz, wo sie nur wenig über ½ betrug; die 
umfangreichen Kron= und Staatsdomänen veran- 
laßten dort die große Ausdehnung der pachtweisen 
Bewirtschaftung, die in West= und Norddeutsch- 
land 16 bis 25, in Mecklenburg-Strelitz sogar 
43,14 % gegenüber dem Reichsdurchschnitt von 
12,38 % betrug. Dieses Resultat wird nach der 
noch nicht fertiggestellten Zählung von 1907 keine 
nennenswerte Verschiebung erfahren haben. 
In Frankreich hat die letzte der seit 1862 
veranstalteten Enqustes décennales im Jahre 
1892 folgendes ergeben: 
  
  
  
  
  
  
  
  
Auf B rch. 
Fiache 00 Fals VoKn « 
Bewirtichaftuugsicae Zahl ha kamen 100 me fläche fr 
solche waren ha 
im Higenbetried (eulture directct)) 41920 795 1 18 324 400 74.59 52.78 4,37 
„ Pachtbetrieb (lermage) .......... 1078 184 12 628 800 19.19 36.57 11.71 
Teilbaubetrieb (menyase 349338 3767000 622 seö 1075 
Summe .SS18 31320200 100 100 c1 
Wenn Od= und Unland sowie der Wald ein- 
bezogen wird, erhöhen sich die Zahlen bei den 
Pachtfällen, und zwar um 10 Mill. ha für Pacht- 
land und für die Durchschnittsfläche auf 21 ha; in 
Pacht= und Teilbau (val. I, 2 und V, 1 a. E.) 
wäre alsdann erheblich mehr als die Hälfte der im 
ganzen (ohne Staatswald) auf 49,4 Mill. ha be- 
zifferten bewirtschafteten Fläche (erritoire agri- 
cole). In Deutschland kamen 1895 im Durchschnitt 
auf einen Pachtfall 2,06 ha Pachtland und auf 
einen Teilbaufall 1,27 ha Teilbauland; das Eigen- 
land betrug 86,11 % der Gesamtfläche. Im scharfen 
Gegensatz zu * ist in Frankreich also die 
Eigenwirtschaft von der Pacht= und Teilbauwirt= 
schaft bis unter die Hälfte der Gesamtfläche herab- 
gedrückt worden und sind auch namentlich die 
Bauerngüter vielfach in Pacht. Nach einer Be- 
merkung in Schönbergs Handbuch der politischen 
Okonomie war in Frankreich bei Ausbruch der 
NRevolution von 1789 bei Pachtungen das System 
der Teilpacht das bei weitem vorherrschende; im 
Jahre 1872 dagegen gab es danach nur 323785
	        
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