1527
welche mindestens 3 Acres (zu je 0,40 ha) Gesamt-
fläche enthielten, oder sofern fie kleiner waren,
mindestens 500 Dollar Jahresertrag lieferten.
Von diesen waren Eigenbetriebe 3269728 oder
71,63 %,Pachtbetriebe 454 659 oder 9,96 % und
Teilbaubetriebe 840 254 oder 18,41 %. Auch hier
ist ein Vergleich mit Deutschland nicht möglich.
Der Pacht= und Teilbaubetrieb ist im Verhältnis
zum Eigenbetrieb bereits ziemlich stark entwickelt
und zeigt die Tendenz zu wachsen, obgleich von
dem Gesamtareal von 1 858 108 800 Acres nur
623 218 619 Acres, also kaum ½ in landwirtschaft-
lichen Betrieben nachgewiesen ist.
Literatur. Handb. der polit. Okonomie von
v. Schönberg II („Landwirtschaft“ von v. d. Goltz);
Handwörterb. der Staatswissenschaften (Art., Miete
u. P.“ von Löning u. „P.“ von Paasche); Wörterb.
der Volkswirtschaft (Art. „P.“ von v. Wygod-
zinski); Roscher, Grundlagen der Nationalökono-
mie III (Nationalökonomie des Ackerbaues); Berg-
hoff-Ising, Die Entwicklung des landwirtschaftl.
P. wesens in Preußen (1887); Rabe, Die volks-
wirtschaftl. Bedeutung der P. (1891); Statistik des
Deutschen Reichs CXII, Neue Folge, 1898, u.
CCXII für 1907. Wellstein.)
Panama . Zentralamerika.
Panamakanal s. Kanäle (Bd II, Sp.
1568 ffv.
Panamerikanismus. Unterdiesem Aus-
druck versteht man das den Vereinigten Staaten
von Amerika zugeschriebene Bestreben, den ganzen
amerikanischen Kontinent zu einer politischen Ein-
heit umzugestalten, in der die Union die führende
Rolle einzunehmen berufen wäre. Bei dieser Um-
schreibung bleibt zunächst unbestimmt, ob die
Unionsregierung wirklich derartige Pläne hegt
und ob auch bei andern amerikanischen Staaten
eine derartige Tendenz vorhanden ist. Unleugbar
ist, daß ein Teil der Bevölkerung der Vereinigten
Staaten von einem derartigen Drang erfüllt ist
und daß dieser mit den Jahren an Ausdehnung
und Intensität zugenommen hat. Inwieweit die
nordamerikanische Regierung sich von diesem Zug,
der im Volk mit der Wucht einer Naturkraft
tätig ist, hat fortreißen oder bestimmen lassen,
bleibt vorläufig unentschieden. Hierüber können
nur unzweideutige Regierungshandlungen bzw.
offizielle Erklärungen Aufschluß geben.
Der Plan einer Einigung der Staaten Ameri-
kas ging auffallenderweise nicht vom Norden, son-
dern vom Süden des Kontinents aus. Simon
Bolivar, der große Befreier des spanischen Süd-
amerika, trat zuerst mit einer solchen Idee hervor.
Wie in Mexiko, so war auch in den 1820er
Jahren auf der südlichen Hälfte des amerikanischen
Kontinents die spanische Herrschaft gebrochen
worden; eine Reihe neuer Freistaaten hatte sich
auf ihren Trümmern aufgebaut. Um der neuen
Ordnung Bestand und Festigkeit zu geben, hielt
Bolivar es für notwendig, alle neuen Staaten
in einem großen Bund zu vereinigen. Zur Her-
beiführung dieses Zusammenschlusses berief er
Vertreter der neugeschaffenen Republiken nach
Panama — Panamerikanismus.
1528
Tacubaya. Schon die Lage des Versammlungs-
orts auf dem Isthmus, dem Bindeglied des Doppel-
kontinents, erweckte die Vorstellung, es solle ein
Knotenpunkt für Nord und Süd geschaffen werden.
Freilich kam der damals gefaßte kolossale Plan
nicht zur Ausführung, weil Bolivar, den man
nicht mit Unrecht als den größten Politiker Süd-
amerikas bezeichnet und als ebenbürtig neben
George Washington hingestellt hat, von einem
plötzlichen Tod ereilt wurde.
Nach allgemeinem Urteil wurde die Erbschaft
der Idee Bolivars unverweilt von den Vereinigten
Staaten angetreten, mit dem Unterschied nur, daß
der Einigungsplan auf ganz Amerika ausgedehnt
wurde. In der sog. Monroedoktrin (ogl.
d. Art. Intervention, Bd II, Sp. 1433 f) darf
man eine Art Grundlage und vielleicht selbst den
Schattenriß dieser politischen Pläne erblicken.
Jedenfalls liegen in ihr die ersten Ansätze zu dem
Kontinentalismus, wie er späterhin offen von den
Vereinigten Staaten angestrebt wurde. Obschon
die Regierung sich weise zurückhielt, so legten sich
einzelne Staatsmänner und die Presse überhaupt
um so weniger Beschränkung auf. Als Ziel der
nordamerikanischen Politik galt überall die Eini-
gung des ganzen Kontinents, und unbestimmt blieb
nur, ob diese die Gestalt eines Bundesstaats oder
eines Staatenbunds annehmen sollte. Für letztere
Form traten selbstverständlich die Republiken
Mittel= und Südamerikas entschieden ein, während
in den Vereinigten Staaten sich eine mehr uni-
tarische Bewegung geltend machte, die aber von
der eigentlichen Regierung aus weisen Gründen
noch nicht öffentlich gebilligt worden ist.
Unter den Mitteln zur Ausführung des pan-
amerikanischen Programms stehen an erster Stelle
die sog. panamerikanischen Kongresse.
Ihr ausgesprochener Zweck ist es, das Zusammen-
wirken der auf dem amerikanischen Kontinent ge-
legenen unabhängigen Staaten in wirtschaftlicher
wie politischer Hinsicht herbeizuführen. Ihr Ur-
heber ist der nordamerikanische Staatsmann Ja-
mes Gillespie Blaine (1830/93). Dank seiner
Bemühungen wurde 1888 der erste in Washington
abgehalten. Sein Hauptergebnis war eine Reihe
von Beschlüssen, die sich auf Gegenseitigkeit im
Handelsverkehr, den Bau einer den ganzen Konti-
nent durchziehenden Bahnlinie und endlich die
Errichtung eines Bureaus der amerikanischen Re-
publiken für Schlichtung internationaler Ver-
wicklungen bezogen. Der zweite panamerikanische
Kongreß trat 1901 in der Stadt Mexiko zu-
sammen. Alle mittel- und südamerikanischen Re-
publiken nahmen an ihm teil. Von den zahl-
reichen Punkten seines Programms fanden nur
zwei Vorschläge allgemeine Billigung, der Be-
schluß, daß der Kongreß in Zukunft alle 5 Jahre
zusammentreten solle, und das Projekt der inter-
nationalen Eisenbahn. Der dritte Kongreß tagte
1906 in Rio de Janeiro. Mit Ausnahme von
Venezuela beteiligten sich alle amerikanischen Frei-