Full text: Staatslexikon. Dritter Band: Kaperei bis Paßwesen. (3)

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welche mindestens 3 Acres (zu je 0,40 ha) Gesamt- 
fläche enthielten, oder sofern fie kleiner waren, 
mindestens 500 Dollar Jahresertrag lieferten. 
Von diesen waren Eigenbetriebe 3269728 oder 
71,63 %,Pachtbetriebe 454 659 oder 9,96 % und 
Teilbaubetriebe 840 254 oder 18,41 %. Auch hier 
ist ein Vergleich mit Deutschland nicht möglich. 
Der Pacht= und Teilbaubetrieb ist im Verhältnis 
zum Eigenbetrieb bereits ziemlich stark entwickelt 
und zeigt die Tendenz zu wachsen, obgleich von 
dem Gesamtareal von 1 858 108 800 Acres nur 
623 218 619 Acres, also kaum ½ in landwirtschaft- 
lichen Betrieben nachgewiesen ist. 
Literatur. Handb. der polit. Okonomie von 
v. Schönberg II („Landwirtschaft“ von v. d. Goltz); 
Handwörterb. der Staatswissenschaften (Art., Miete 
u. P.“ von Löning u. „P.“ von Paasche); Wörterb. 
der Volkswirtschaft (Art. „P.“ von v. Wygod- 
zinski); Roscher, Grundlagen der Nationalökono- 
mie III (Nationalökonomie des Ackerbaues); Berg- 
hoff-Ising, Die Entwicklung des landwirtschaftl. 
P. wesens in Preußen (1887); Rabe, Die volks- 
wirtschaftl. Bedeutung der P. (1891); Statistik des 
Deutschen Reichs CXII, Neue Folge, 1898, u. 
CCXII für 1907. Wellstein.) 
Panama . Zentralamerika. 
Panamakanal s. Kanäle (Bd II, Sp. 
1568 ffv. 
Panamerikanismus. Unterdiesem Aus- 
druck versteht man das den Vereinigten Staaten 
von Amerika zugeschriebene Bestreben, den ganzen 
amerikanischen Kontinent zu einer politischen Ein- 
heit umzugestalten, in der die Union die führende 
Rolle einzunehmen berufen wäre. Bei dieser Um- 
schreibung bleibt zunächst unbestimmt, ob die 
Unionsregierung wirklich derartige Pläne hegt 
und ob auch bei andern amerikanischen Staaten 
eine derartige Tendenz vorhanden ist. Unleugbar 
ist, daß ein Teil der Bevölkerung der Vereinigten 
Staaten von einem derartigen Drang erfüllt ist 
und daß dieser mit den Jahren an Ausdehnung 
und Intensität zugenommen hat. Inwieweit die 
nordamerikanische Regierung sich von diesem Zug, 
der im Volk mit der Wucht einer Naturkraft 
tätig ist, hat fortreißen oder bestimmen lassen, 
bleibt vorläufig unentschieden. Hierüber können 
nur unzweideutige Regierungshandlungen bzw. 
offizielle Erklärungen Aufschluß geben. 
Der Plan einer Einigung der Staaten Ameri- 
kas ging auffallenderweise nicht vom Norden, son- 
dern vom Süden des Kontinents aus. Simon 
Bolivar, der große Befreier des spanischen Süd- 
amerika, trat zuerst mit einer solchen Idee hervor. 
Wie in Mexiko, so war auch in den 1820er 
Jahren auf der südlichen Hälfte des amerikanischen 
Kontinents die spanische Herrschaft gebrochen 
worden; eine Reihe neuer Freistaaten hatte sich 
auf ihren Trümmern aufgebaut. Um der neuen 
Ordnung Bestand und Festigkeit zu geben, hielt 
Bolivar es für notwendig, alle neuen Staaten 
in einem großen Bund zu vereinigen. Zur Her- 
beiführung dieses Zusammenschlusses berief er 
Vertreter der neugeschaffenen Republiken nach 
  
Panama — Panamerikanismus. 
  
1528 
Tacubaya. Schon die Lage des Versammlungs- 
orts auf dem Isthmus, dem Bindeglied des Doppel- 
kontinents, erweckte die Vorstellung, es solle ein 
Knotenpunkt für Nord und Süd geschaffen werden. 
Freilich kam der damals gefaßte kolossale Plan 
nicht zur Ausführung, weil Bolivar, den man 
nicht mit Unrecht als den größten Politiker Süd- 
amerikas bezeichnet und als ebenbürtig neben 
George Washington hingestellt hat, von einem 
plötzlichen Tod ereilt wurde. 
Nach allgemeinem Urteil wurde die Erbschaft 
der Idee Bolivars unverweilt von den Vereinigten 
Staaten angetreten, mit dem Unterschied nur, daß 
der Einigungsplan auf ganz Amerika ausgedehnt 
wurde. In der sog. Monroedoktrin (ogl. 
d. Art. Intervention, Bd II, Sp. 1433 f) darf 
man eine Art Grundlage und vielleicht selbst den 
Schattenriß dieser politischen Pläne erblicken. 
Jedenfalls liegen in ihr die ersten Ansätze zu dem 
Kontinentalismus, wie er späterhin offen von den 
Vereinigten Staaten angestrebt wurde. Obschon 
die Regierung sich weise zurückhielt, so legten sich 
einzelne Staatsmänner und die Presse überhaupt 
um so weniger Beschränkung auf. Als Ziel der 
nordamerikanischen Politik galt überall die Eini- 
gung des ganzen Kontinents, und unbestimmt blieb 
nur, ob diese die Gestalt eines Bundesstaats oder 
eines Staatenbunds annehmen sollte. Für letztere 
Form traten selbstverständlich die Republiken 
Mittel= und Südamerikas entschieden ein, während 
in den Vereinigten Staaten sich eine mehr uni- 
tarische Bewegung geltend machte, die aber von 
der eigentlichen Regierung aus weisen Gründen 
noch nicht öffentlich gebilligt worden ist. 
Unter den Mitteln zur Ausführung des pan- 
amerikanischen Programms stehen an erster Stelle 
die sog. panamerikanischen Kongresse. 
Ihr ausgesprochener Zweck ist es, das Zusammen- 
wirken der auf dem amerikanischen Kontinent ge- 
legenen unabhängigen Staaten in wirtschaftlicher 
wie politischer Hinsicht herbeizuführen. Ihr Ur- 
heber ist der nordamerikanische Staatsmann Ja- 
mes Gillespie Blaine (1830/93). Dank seiner 
Bemühungen wurde 1888 der erste in Washington 
abgehalten. Sein Hauptergebnis war eine Reihe 
von Beschlüssen, die sich auf Gegenseitigkeit im 
Handelsverkehr, den Bau einer den ganzen Konti- 
nent durchziehenden Bahnlinie und endlich die 
Errichtung eines Bureaus der amerikanischen Re- 
publiken für Schlichtung internationaler Ver- 
wicklungen bezogen. Der zweite panamerikanische 
Kongreß trat 1901 in der Stadt Mexiko zu- 
sammen. Alle mittel- und südamerikanischen Re- 
publiken nahmen an ihm teil. Von den zahl- 
reichen Punkten seines Programms fanden nur 
zwei Vorschläge allgemeine Billigung, der Be- 
schluß, daß der Kongreß in Zukunft alle 5 Jahre 
zusammentreten solle, und das Projekt der inter- 
nationalen Eisenbahn. Der dritte Kongreß tagte 
1906 in Rio de Janeiro. Mit Ausnahme von 
Venezuela beteiligten sich alle amerikanischen Frei-
	        
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