Full text: Staatslexikon. Vierter Band: Patentrecht bis Staatsprüfungen. (4)

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katholische Zeitungen, von diesen 95 in nicht- 
deutschen Sprachen, in der Schweiz 58, in Luxem- 
burg 7. Zeitschriften aller Art, welche auf katho- 
lischem Boden stehen, erschienen 1909 im Deut- 
schen Reich 447. Von den politischen Zeitungen 
hatten 338 zusammen 1938 434, die Gesamtheit 
zählte wahrscheinlich gegen 2300 000 Abonnenten. 
In Osterreich-Ungarn hatten die 89 deutschen Zei- 
tungen rund 500 000 Abonnenten. Zur Pflege 
der katholischen Presse in Deutschland hat sich 
1879 der Augustinusverein mit dem Sitz in Düssel- 
dorf gebildet, der unter vortrefflicher Leitung 
beachtenswerte Erfolge zu verzeichnen hat. Seit 
1908 besteht der Verein der katholischen Jour- 
nalisten Osterreichs in Wien. Andere katholische 
„Preßvereine“ sorgen teils für Volksbibliotheken 
teils für die Unterstützung einzelner Blätter. Die 
vielfach glaubensfeindliche Richtung der illustrier- 
ten Unterhaltungsblätter hat auch auf diesem Ge- 
biet eine spezifisch katholische Literatur hervorge- 
rufen, die sich in erfreulicher Weise entwickelt hat: 
die „Alte und Neue Welt“ seit 1867 und der 
„Deutsche Hausschatz“ seit 1875. 
Die evangelische Presse des Deutschen 
Reichs, Osterreichs und der Schweiz zählte 1908 
im ganzen 900 selbständige Blätter; von diesen 
erschienen in Preußen 478, in Berlin allein 101, 
in der Rheinprovinz 84, in Westsalen 42; 140 
von ihnen waren Gemeinde= und ähnliche Blätter. 
Von einflußreichen Tageszeitungen, welche die 
Interessen des evangelischen Volksteils grundsätz- 
lich vertreten, sind zu nennen „Der Reichsbote", 
„Das Reich“, die „Neue Preußische (Kreuz-) 
Zeitung“, die „Deutsche Reichspost“ und die 
„Staatsbürgerzeitung“, alle in Berlin. Die ge- 
samte Auflage der oben erwähnten 900 Blätter 
wird auf über 8 Millionen angegeben, die Auf- 
lage der 478 preußischen Blätter auf 5 151 500. 
Die Presse hat ihren Ausgangspunkt genommen 
von der Berichterstattung über die Vorgänge des 
öffentlichen Lebens. Bald kam eine Besprechung 
dieser Vorgänge, Beurteilung der bestehenden Ver- 
hältnisse, Anregung von Verbesserungen und 
Fortschritten, kurz eine allgemeine Vertretung der 
politischen Interessen hinzu. Allmählich schloß 
sich dieser in wachsendem Umfang eine Berücksich- 
tigung der wirtschaftlichen Verhältnisse an. Börsen- 
und sonstige Handelsnachrichten, Witterungs- 
berichte, Sammeln von Beiträgen bei öffentlichen 
Unglücksfällen und für gemeinnützige Unterneh- 
mungen; Sammlungen bei der katholischen Presse 
für den Peterspfennig, für hilfsbedürftige Geist- 
liche, für Wohltätigkeitsanstalten, Kirchenbauten 
und Missionen. Aufgaben, denen keine größere 
Zeitung sich entzieht. Es schließt sich an die ge- 
legentliche oder auch systematische Verbreitung nütz- 
licher Kenntnisse. Ein weiteres, ihr keineswegs 
naturgemäßes Feld pflegt die heutige Presse in dem 
Feuilleton. Es dient ausschließlich der Unter- 
haltung, und gerade hier hat eine schlüpfrige und 
glaubensfeindliche Richtung, durch Glätte und 
Presse usw. 
  
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Elaganz der Form täuschend, schlimme Früchte 
erzielt. 
Eine Eigentümlichkeit selbst der normalen Presse 
ist heute, daß ihr Haupteinkommen nicht aus dem 
Abonnement, sondern aus bezahlten Anzeigen 
fließt. Allein durch die hieraus erzielten Einnah= 
men ist es möglich, die sehr hohen Kosten für tele- 
graphische Depeschen, parlamentarische Bericht- 
erstattung, Benachrichtigung von Kriegsschau- 
plätzen, Feuilleton usw. zu erschwingen. Man 
mag die Abhängigkeit des Redakteurs und Ver- 
legers von diesen Nebeneinkünften, welche deren 
Pflichtgefühl wohl häufig auf eine schwere Probe 
stellt, bedauern, jedenfalls muß man mit ihr 
rechnen und diejenigen um so höher achten, welche 
solchen Versuchungen nicht erliegen. 
Zur Erzielung der höchstmöglichen Raschheit 
der Berichte haben große Zeitungen sich durch 
eigne Telegraphendrähte mit der Landeshaupt- 
stadt verbunden. Auch das Telephon ist alsbald 
in den Dienst der Presse gestellt worden. Die 
neuesten Arten der Telegraphie bieten neue, wir- 
kungsvolle Hilfsmittel. In weitem Maß haben 
mehrere Einrichtungen auf einen großen Teil der 
deutschen Presse Einfluß erlangt, welche einer ge- 
wissen Uniformierung dienen. Es sind dies die 
vervielfältigten Korrespondenzen, welche nur 
an Redaktionen zur freien Benutzung ohne Quellen- 
angabe abgegeben werden, die lithographierten 
parlamentarischen Berichte und die Telegraphen= 
bureaus zur Vermittlung von telegraphischen Nach- 
richten. Auch sind hier offiziöse Preßbureaus im 
Dienst der Regierungen zu nennen. Solche Ein- 
richtungen haben sich zuerst und vornehmlich auf 
dem Gebiet der liberalen Presse ausgebildet, aber 
auch auf dem Gebiet der katholischen Presse Ein- 
gang gefunden. Sie stimmen darin überein, daß 
sie für diejenigen Blätter, welche sie zu einseitig 
benutzen, in einem weiten Maß den Verlust des 
individuellen Gepräges und die Gefahr einer Scha- 
blonisierung mit sich bringen. Freilich läßt sich 
auch nicht verkennen, daß sich bei sachverständiger, 
ehrenfester Leitung solcher vervielfältigten Korre- 
spondenzen und besonnener Benutzung derselben 
durch die Lokal- und Provinzialpresse eine Ein- 
heitlichkeit der Anschauung und Aktion erzielen 
läßt, welche auch im Dienst einer guten Sache 
verwertet werden kann. 
Auswüchse haben sich bei einem Teil der 
Presse in den bezahlten, unter dem Namen der 
Redaktion gehenden Reklamen, in der Hinnahme 
von Schweiggeldern, in der systematischen Befür- 
wortung von Gründungen, kurz in Bestechlichkeit 
mancher Art herausgebildet. Eine innerlich un- 
wahre Sensationssucht und Rücksichtslosigkeit ge- 
genüber dem sittlichen und religiösen Gefühl kenn- 
zeichnen einen großen Teil der Presse. In jüngster 
Zeit macht sich namentlich eine sog. farblose Presse 
breit, welche die Zeitung lediglich als Erwerb be- 
trachtet, ohne die Verpflichtung zu fühlen, in Ent- 
gelt der zahlreichen Privilegien, welche die Presse
	        
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