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Hochland führen; 1908 waren 2367 km in Be-
trieb, mehrere Linien im Bau (besonders Fort-
führung der Oroyabahn nach Huancayo und
Ayacucho). Für den Bau von Landstraßen ge-
schieht im allgemeinen wenig; der innere Verkehr
wird größtenteils durch Saumtiere besorgt. Die
Zahl der Postbureaus betrug 1906: 416, die
Länge der staatlichen Telegraphenlinien 5409,
der privaten 1899 km; 1908 gelang es der deut-
schen Telefunkengesellschaft, eine Linie für draht-
lose Tlegraphie zwischen Jquitos am Amazonen-
strom und dem Flußhafen Bermudez am Pichis
(über 1000 km Entfernung) fertigzustellen. Den
Seeverkehr vermitteln britische, nordamerikanische,
deutsche GHamburg-Amerika-Linie, Kosmos-Linie),
je eine spanische und französische Schiffslinie; im
Hafen von Callao liefen 1907: 710 Schisse mit
278 307 Registertonnen ein, 688 mit 1248 835
R.-T. aus. Die eigne Handelsflotte, die seit 1903
vom Staat subventioniert wird, besaß 1909: 7
Dampfer mit 6959 Tonnen netto und 60 Segel-
schiffe mit 29 470 Tonnen netto.
Die Finanzen sind seit dem unglücklichen
Krieg mit Chile andauernd ungünstig, wenn auch
eine Besserung in den letzten Jahren eintritt. Der
Voranschlag für 1909/10 sieht 62,6 Mill. M
Einnahmen und 65,2 Mill. M für Ausgaben vor.
Die Einnahmen fließen aus Zöllen (bis zu 65%
des Werts; 29,4 Mill. M), Steuern (16,7), dem
Salzmonopol (3,7), Abgabenauf Spirituosen (7,7)
und Tabak (4,1 Mill.) usw. Die äußere Schuld
im Betrag von 32 Mill. Pfund Sterling ohne
Zinsen soll nach einem Übereinkommen mit den
Bondsbesitzern vom 2. April 1907 durch jähr-
liche Abtragung von 80 000 Pf. St. getilgt wer-
den; die innere Schuld betrug im Juni 1908 an
73,5 Mill. M. — Seit 1897 besitzt Peru reine
Goldwährung ; das peruanische Pfund (gleich
10 Sol Silber) ist dem englischen Pfund gleich-
wertig. Es werden 1-, /2-, ½-peruanische Pfund-
stücke in Gold, 1-, /8= und 1/10-Solstücke in Sil-
ber und 1- und 2-Centavosstücke (1 Centavo
= 1½/100 Sol) in Kupfer geprägt. Papiergeld wird
seit 1885 nicht mehr ausgegeben.
Die Hauptbanken, die den Geldverkehr ver-
mitteln, sind die Bank von Peru und London
(eingezahltes Kapital 0,5 Mill. Pfund), die Ita-
lienische Bank (0,2 Mill.), die Deutsche Trans-
atlantische Bank (0,2 Mill.), die Internacional
del Perü und Popular del Peru (je 0,1 Mill.
Pfund). — Maße und Gewichte sind seit 1862
die metrischen, neben denen die alten spanischen
noch vielfach in Gebrauch sind.
Literatur. Geschichte. Prescott, Conquest of
P. (deutsch, 2 Bde, 1848); Herrera, Hist. del P.
(Par. 1864); Markham, Hist, of P. (Chicago
1892); Cobo, Hist. del mundo nuevo (4 Rde,
Sevilla 1890/93); Prado y Ugarteche, Estado
social del P. durante la dominaciöon española
(Lima 1894); Paz Soldan, Hist. del P. indepen-
diente (3 Bde, ebd. 1872/74); Markham, The War
between Peru and Chile (Lond. 1883); de Mendi-
Petitionsrecht.
110
buru, Diccionario bist.-biogr. del P. (8 Bde,
Callao 1874/90). Von den allgemeinen Werken
bes. Middendorf (s. unten). — Allgemeines ufw.:
Paz Soldan, Diccionario geográfico estadistico
del P. (Lima 1877); Markham, P. (Lond. 1881);
Sauier, P. (1877; deutsch 1883); Reiß u. Stübel,
Das Totenfeld von Ancön (3 Bde, 1880/87); Se-
ler, Peruan. Altertümer (1893); Middendorf, P.
(3 Bde, 1893/95); ders., Einheimische Sprachen
(6 Bde, 1890/92); Sinopsis geográfica y esta-
distica del P. 1895/98 (Lima 1899); Baeßler,
Altperuan. Kunst (4 Bde, 1902/03); A. Raimondi,
ElP. (4Bde, Lima 1890/1902); A. Plane, Atravers
I Amérique équatoriale: Le P. (Par. 1903); C. B.
Cisneros, Reseña econémicca del P. (Lima 1906);
derf., Frutos de paz (ebd. 1908); L. Pesce, In-
digenas e inmigrantes en el P. (ebd. 1906);
F. Garcia Calderon, Le P. contemporain (Par.
1907); P. Walle, Le P. Cconomique (ebd. 71908);
Alex. Garland, P. in 1906 and after (Lond. 21908);
C. R. Enock, The Andes and the Amazon (Neu-
york 1907); derf., P., its Former and present Ci-
vilisation, History etc. (ebd. 1908); G. Guinness,
P., its Story, People and Religion (ebd. 1909);
Bibliographie bei J. L. Torres, Guia bibliogräfica
(Lima 1904) u. R. Moreno, Nuevas notas histéri-
cas y bibliogräficas: Bolivia y P. (Santiago de
Chile (1907); wichtigste Zeitschrift: Boletin de la
Sociedad Geogräáfica de Lima (Lima, bis 1909
21 Bde). I1 Knupfer, 2fff Lins.)
Petitionsrecht, Beschwerderecht. [Ge-
schichtliches, Wesen, Unterschied von Petition und
Beschwerde, Begründung, Subjekt, Objekt, Form,
Petitionsverfahren.)
Petition bezeichnet Bitten, Antrag, insbesondere
das auf Abstellung einer Ungerechtigkeit oder Un-
billigkeit gerichtete Begehren. Petitionsrecht ist so-
wohl das jedem Staatsangehörigen zustehende
Recht, sich mit Bitten und Beschwerden schriftlich
an die Behörden, die Volksvertretungen und an
das Oberhaupt seines Staats zu wenden, wie
das den Vertretern des gesamten Staatsgebiets
oder einzelner Bezirke desselben zustehende Recht,
die an sie gerichteten sowie eigne Anträge und
Beschwerden in Bezug auf die Staatsverwaltung
überhaupt oder einzelne Zweige und Organe der-
selben an die Staatsregierung oder an das Staats-
oberhaupt zu bringen und auf deren Berücksichti-
gung anzutragen. Das Petitionsrecht ist ein sog.
politisches Recht der Staatsbürger; als Recht der
Volksvertretungen ist es in allen Verfassungen der
konstitutionellen Monarchien gewährleistet.
In England, dem Mutterland des Parla-
mentarismus, bezeichnet Petitionsrecht das Recht,
Krone und Parlament um Abstellung von Be-
schwerden in eignen oder fremden, privaten oder
öffentlichen Angelegenheiten staatlicher, sozialer
oder kirchlicher Natur anzugehen. Dieses Recht
der Engländer ist zwar in der Verfassung selbst
nicht ausgesprochen, gilt aber als ein von derselben
als selbstverständlich vorausgesetzter Grundsatz.
Wegen der Ausübung dieses Rechts darf niemand
verfolgt oder bestraft werden. Die an das Parla-
ment gerichteten Petitionen müssen mit einer Bitte